Dieses Ende hätten der Credit Suisse wohl nicht einmal deren Feinde gewünscht: Vertrauen verspielt, als Skandalbank abgestempelt, an den Rivalen zwangsverkauft. Das Desaster ist komplett. Die CS steht zuletzt so desolat da, dass die UBS sie nur kauft, wenn der Bund für Milliardenverluste bürgt.
All dies ist bedauerlich, für das Personal, die Kundschaft, die Investorinnen und Investoren.
Möglicherweise zu gross für den Staat
Auch die Allgemeinheit gewinnt in einem ersten Schritt nichts. Im Gegenteil: Nun ist die neue, noch grössere UBS definitiv «too big to fail» – zu gross, um fallengelassen zu werden. Womöglich ist sie gar «too big to bail», also zu gross, um vom Staat in einer Krise gerettet werden zu können.
Trotzdem kann man sich fragen, ob es so nicht besser ist für alle Beteiligten. Denn nun wird bei der CS wenigstens gründlich aufgeräumt. Klar ist nämlich: Nicht die äusseren Umstände waren schuld am CS-Untergang, es war auch nicht Pech, sondern das Management. Es hat über Jahre versagt.
Hätten die CS-Chefs die Risiken besser im Griff gehabt, gäbe es die CS als eigenständige Bank bis heute. Aber so ist nun Schluss – nach 167 Jahren mehr oder weniger glorreicher Geschichte.
Eine Abkehr vom Streben nach Risiko?
Die jüngsten Skandale und Verluste, die raschen Geldabflüsse, die vielen Tiefschläge der letzten Monate hatten System: Die CS ging notorisch überrissene Risiken ein und kontrollierte diese mangelhaft.
Die UBS verspricht in ganzseitigen Zeitungsinseraten, dies zu ändern. Sie verordnet der CS eine Reform der Risikokultur.
Der Vorteil: So besteht immerhin die Chance auf Besserung. Mit etwas Glück und viel Geschick kann die UBS sogar deutlich mehr aus dem Geschäft der CS machen als diese selbst.
Nicht nur die UBS – auch andere könnten profitieren
Viele Reiche und Superreiche im In- und Ausland, die ihr Vermögen der CS anvertraut hatten, werden das Geld zur UBS bringen. In Lateinamerika zum Beispiel, wo die Vermögensverwaltung der CS über weite Strecken recht erfolgreich war, stärkt sich die UBS mit der Übernahme tendenziell.
Weniger einfach wird es für die UBS sein, die CS-Firmenkundschaft zu überzeugen. Manche KMU und Konzerne, die lieber weiterhin eine unabhängige CS als Hausbank gehabt hätten, werden zur Konkurrenz abwandern. Grössere Kantonalbanken dürften davon profitieren, ebenso ausländische Geldhäuser, die heute schon Schweizer Unternehmen als Kunden haben.
Die Privatkundschaft hat in der Schweiz ebenfalls nach wie vor genug Auswahl, zumindest stellt die UBS es so dar. Bislang haben die Behörden dem nicht offen und entschieden widersprochen.
Die Schlüsselfrage ist: Löst die UBS ihren Anspruch ein, die bessere Bank zu sein? Wenn ja, hätten alle etwas gewonnen.