In der EU sollen ab 2035 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden dürfen. Dieser Entscheid des EU-Parlaments erntet nicht nur Zuspruch – und er hat Auswirkungen auf die Industrie auch in der Schweiz, wie Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi weiss.
SRF News: Wie sind die Reaktionen auf den Entscheid des EU-Parlaments?
Dario Pelosi: Bei Klimaschützerinnen und Klimaschützern kommt der Entscheid gut an, allerdings komme er zehn Jahre zu spät, heisst es zum Beispiel in einem Kommentar der Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future. Die grüne Politikerin Ricarda Lang geht aber davon aus, dass das ein wichtiger Schritt ist, um die europäische Automobilindustrie grün zu machen.
Für die Klimabewegung kommt der Entscheid zehn Jahre zu spät.
Ganz anders sieht das der Verband der deutschen Automobilindustrie. Präsidentin Hildegard Müller kritisiert, dass das Verbot zu früh komme und dass zum Beispiel die Lade-Infrastruktur in Europa zu wenig ausgebaut sei.
Verschiedene Autohersteller haben schon früher angekündigt, dass sie ganz auf Elektroautos umsatteln wollen.
Die Autobauer wissen, dass sie um den Wandel nicht herumkommen. So will Volvo ab 2030 nur noch Elektroautos verkaufen. Und Hersteller wie VW, Mercedes oder Renault haben schon früher angekündigt, in Europa ab spätestens 2035 nur noch E-Autos zu bauen.
Wegen immer schärferer CO2-Gesetze lohnt es sich nicht mehr, die Verbrennungsmotoren weiterzuentwickeln.
Die Autohersteller stehen ziemlich unter Druck, grüner zu werden, denn wegen immer schärferer CO2-Gesetze und neuer Abgasnormen lohnt es sich schlicht nicht mehr, die Verbrennungsmotoren weiterzuentwickeln. Und dass der Wandel funktionieren kann, zeigt das Beispiel Norwegen: Dort will man schon ab 2025 keine Benzin- und Dieselautos mehr zulassen. Ausserdem deuten die Verkaufszahlen von Neuwagen darauf hin, dass der Wandel zu klappen scheint.
Gibt es dabei auch Schwierigkeiten?
Das grosse Problem dürfte sein, die Kapazitäten hochzufahren und genügend Rohstoffe zu beschaffen – zum Beispiel für Batterien. Zudem braucht es die Infrastruktur, um die Autos aufladen zu können. Und nicht zuletzt: Die Preise für die benötigten Rohstoffe sind derzeit enorm hoch. Das mag bei teuren Autos weniger eine Rolle spielen, aber bei Kleinwagen schon.
Was bedeutet das absehbare Ende des Verbrennungsmotors für den grossen Industriebereich der Autozulieferer?
Sie müssen schnell umdenken, und das in einer Zeit, die nicht ganz einfach ist – auch in der Schweiz. Ein Verbrennungsmotor ist viel komplizierter als ein Elektromotor, dieser braucht viel weniger Teile, auch weniger Verschleissteile. Da braucht es viele der bisherigen Zulieferteile nicht mehr.
Sich in solchen Zeiten neu auszurichten, ist für die Zulieferer eine grosse Herausforderung.
Auf der anderen Seite braucht es neue Bauteile und Material für die Batterien. Doch da bestehen wie gesagt Rohstoff- und Lieferengpässe. Das macht den Zulieferern zusätzlich zu schaffen. Und in solchen Zeiten sich neu auszurichten, ist eine grosse Herausforderung.
Das Gespräch führte Claudia Weber.