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Engpässe in den Bergen Einzelne Bergbahnen suchen verzweifelt nach Personal

Die Ski-Saison ist gestartet. Vereinzelt fehlt den Bergbahnen aber immer noch das Personal, um die vollen Kapazitäten über einen längeren Zeitraum auszuschöpfen.

Ein prominentes Beispiel: Die Titlis-Bergbahnen in Engelberg. Es mangle an qualifiziertem Personal, sagt Geschäftsführer Norbert Patt. Und zwar in allen Bereichen – egal ob im Bahnen-Bereich oder in der Gastronomie. Zudem suche man zum ersten Mal auch ungelerntes Hilfspersonal.

Wir suchen immer noch 25 Mitarbeiter.
Autor: Norbert Patt Geschäftsführer Titlis-Bergbahnen

Zu Beginn der Wintersaison fehlten den Titlis-Bergbahnen gemäss dem Geschäftsführer ungefähr zehn Prozent des Personals. Inzwischen sei es zwar etwas weniger schlimm, aber von insgesamt 350 Stellen seien nach wie vor 25 unbesetzt.

Folglich muss man Abstriche machen, und nicht die komplette Infrastruktur kann genutzt werden – zumindest nicht dauerhaft. Bei Bedarf könnten bediente Lokale in Takeaway- oder Selbstbedienungs-Restaurants umgewandelt werden. «Zudem haben wir im Bahnbereich gewisse Anlagen, die wir schliessen können. Aber das wird erst im Januar der Fall sein und sicherlich noch nicht über Weihnachten und Neujahr.»

Es ist so, dass die Mitarbeitenden über diese Tage am Anschlag sind.
Autor: Norbert Patt Geschäftsführer Titlis-Bergbahnen

In den nächsten zwei Wochen sollten die Touristen in Engelberg also in den Genuss des vollen Programms – gestemmt von dezimiertem Personal. Diese Mehrbelastung ist man sich in Engelberg bewusst. Die Angestellten seien am Anschlag über diese Tage, sagt Patt.

Akut kann man den Personalmangel also mit verschiedenen Massnahmen überbrücken. Mittel- bis langfristig wolle man die Situation vor allem mit Investitionen in die Ausbildung von Mitarbeitenden entschärfen, so Patt weiter.

Weniger Spielraum für kleinere Skigebiete

Anderer Schauplatz, ähnliches Bild: Auch die Sportbahnen Hochwang zwischen Chur und Arosa beklagen einen Mangel an Personal.

Bei Stellenausschreibungen haben wir quasi null Bewerbungen.
Autor: Patrick Angehrn Geschäftsführer Sportbahnen Hochwang

Der Geschäftsführer der Sportbahnen Hochwang, Patrick Angehrn sagt, dass sich auf Stellenausschreibungen kaum jemand bewerbe. Zudem habe man als kleineres Skigebiet nicht die gleichen Voraussetzungen wie die Grossen. «Grössere Skigebiete haben vielleicht noch mehr Möglichkeiten, einzelne Stellen aus anderen Bereichen zu kompensieren.» So könne es durchaus auch mal vorkommen, dass im Skigebiet Hochwang der Geschäftsführer einen Bahn-Mitarbeiter über den Mittag ablöst.

Als Erklärung für die enge Personalsituation ist zu hören, dass sich aufgrund der Corona-Situation viele Saisoniers anders orientiert, lieber eine Fixstelle angenommen oder sich komplett von Branchen verabschiedet hätten.

Situation lasse sich nicht verallgemeinern

Gemäss Tourismus Schweiz und dem Verband der Schweizer Seilbahnbranche SBS seien es Einzelfälle – zumindest sei bei SBS nicht bekannt, dass Skigebiete Abstriche machen müssten aufgrund des Personalmangels.

Die Branche stellt sich diesem Thema immer wieder aufs Neue und dies mit Erfolg.
Autor: Seilbahnen Schweiz SBS

Deswegen sieht man beim Verband der Schweizer Seilbahnbranche auch keinen Anlass, Massnahmen zu ergreifen: «Zwar ist es jährlich eine gewisse Herausforderung, das geeignete Personal zu suchen und auch zu finden. Jedoch stellt sich die Branche diesem Thema immer wieder aufs Neue und dies mit Erfolg.»

Wintersport-Enthusiasten müssen also nicht befürchten, dass sie mangels Personal plötzlich auf dem Sessellift stecken bleiben. Hingegen könnte das Szenario, in dem man sich nach einer kalten und windigen Abfahrt auf das warme «Bergstübli» freut und stattdessen auf einen Takeaway-Stand trifft, durchaus Realität werden in diesem Winter.

Tagesschau, 22.12.2021, 19:30 Uhr

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