Nach zwei Jahren Corona-Pandemie erholt sich die weltweite Nachfrage nach Passagierflügen derzeit stark. Das hat Auswirkungen auf die Branche: Noch vor kurzem schien das Ende des A380 besiegelte Sache zu sein. Mehrere Airlines motteten ihre Exemplare ein. Nun aber liebäugeln zwei grosse Fluggesellschaften aufgrund des derzeit hohen Passagieraufkommens damit, den Doppelstöcker wieder verstärkt einzusetzen.
Die A380 wurde 2005 mit grossem Tamtam vorgestellt. Der europäische Flugzeugbauer Airbus beeindruckte damals die Welt und Konkurrent Boeing, dessen 747 (auch «Jumbo» genannt) jahrzehntelang den Titel der «Königin der Lüfte» trug.
Der Riesenflieger, der über 800 Passagiere transportieren kann, passte damals ins sogenannte «Hub-Konzept» vieler Airlines – also möglichst viele Menschen zwischen den grossen Knotenpunkten der Welt hin- und herzufliegen. Lufthansa und Emirates gehörten zu den grössten Kunden, aber auch Air France, Quantas oder Singapore Airlines gaben Bestellungen auf.
Doch bereits wenige Jahre später wurde klar: Die Luftfahrt entwickelt sich in eine ganz andere Richtung. Wie sich herausstelle, bevorzugen Passagiere Direktverbindungen – auch wenn diese sehr lang ausfallen – gegenüber dem lästigen Weg über einen Umsteigeflughafen. Die Airlines zogen nach und setzten vermehrt auf zweistrahlige, Kerosin sparende Maschinen, mit denen weit entfernte Ziele angeflogen werden können.
Bereits vor Corona wurde klar, dass es der Jet schwierig haben könnte. Es gab kaum mehr neue Bestellungen. Anfang 2019 kündigte Airbus an, die Produktion einzustellen. Während der Pandemie wurden viele der Doppelstöcker dauerhaft geparkt. «Keine Zukunft» hiess es unter anderem vom Lufthansa-Chef Carsten Spohr Anfang dieses Jahres. Zuletzt setzte praktisch nur noch Emirates auf den A380.
Viele Details zur Reaktivierung offen
Doch nun hat sich die Situation angesichts einer rasch steigenden Nachfrage in der Luftfahrt stark verändert. Zum steigenden Passagieraufkommen gesellt sich derzeit auch ein akuter Personalmangel bei den Airlines. Wenn immer mehr Leute mit immer weniger Personal transportiert werden müssen, lohnt es sich auf grössere Geräte zu setzen. Und genau hier kommt der A380 ins Spiel.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte an einer Sitzung des Weltflugverbandes IATA diesen Montag in Doha, dass seine Gesellschaft den A380 wieder aktiveren könnte. Acht Maschinen hat die Lufthansa noch. Zurzeit sind sie wegen der guten meteorologischen Bedingungen in Spanien geparkt.
Auch der zweite grosse A380-Kunde Emirates könnte eingemottete Maschinen wieder hervorholen, wie deren Chef Tim Clark am Mittwoch an einer Konferenz sagte. Die Gesellschaft bewegt sich in anderen Sphären als der Konkurrent aus Deutschland. Bereits heute sind bis zu 70 der Jets regelmässig im Einsatz. Gemäss Clark könnten auch die weiteren 50 Geräte, die sich im Besitz der Fluggesellschaft befinden, wieder aktiviert werden.
Wie lange es dauern wird, bis der Riesenjet aber wieder die Lüfte bevölkert, ist noch offen. Bei der Lufthansa spricht man vom nächsten Sommer. Emirates will schneller vorwärtsmachen: «Wir bringen sie so schnell zurück, wie wir können», erklärte Clark. Damit die Maschinen wieder abheben können, müssen nicht zuletzt die Piloten wieder auf die Maschinen geschult werden.