Es sind gleich mehrere Faktoren, die den weltweiten Handel im Moment erschweren. Die Pandemie hat die globalen Lieferketten unterbrochen – Lockdowns, Produktionsstopps, blockierte Logistik, insbesondere in der Seefracht, führten zu diesen Verwerfungen.
Hinzu kommen Engpässe in einzelnen wichtigen Produktbereichen. So ist die Herstellung von Microchips, die in überwiegendem Mass in Asien stattfindet, in Schieflage geraten. Die Nachfrage übersteigt das aktuelle Angebot bei Weitem. Auch, weil sich die Konjunktur nach den stärksten Corona-Einschnitten wieder aufgehellt und der Konsum wieder zugenommen hat.
Welche Güter sind am stärksten betroffen? Viele Erzeugnisse, die einen Mikrochip beinhalten, sind gar nicht, nur knapp oder mit mehreren Monaten Verzögerung erhältlich. Darunter Autos, Smartphones und Unterhaltungselektronik. Da auch verschiedene Rohstoffe nur eingeschränkt verfügbar sind oder Produktionsbetriebe stillstehen, treffen die Engpässe auch Güter wie Möbel, Fahrräder oder Sportartikel.
Welche Auswirkungen haben die Engpässe auf die Preise? Die Teuerung zieht an. In den vergangenen Wochen haben hohe Energiepreise die Produktionskosten weiter verteuert. In der Schweiz zeigt sich dies aktuell vor allem auf der Stufe der Importgüter und Vorprodukte. Entspannend wirkt jedoch die Währung. Der Franken hat in den letzten Wochen und Monaten etwas an Stärke gewonnen und dämpft damit die höheren Preise beim Import in die Schweiz.
Dennoch wird auch in der Schweiz ein Preisanstieg erwartet. Im Vergleich mit anderen Ländern wird er aber voraussichtlich sehr moderat ausfallen. Gleichzeitig konnte sich die Schweiz über die letzten Jahre stark von fossilen Energieträgern entkoppeln und wird als Volkswirtschaft deshalb von hohen Erdöl- oder Gaspreisen weniger stark in Mitleidenschaft gezogen als andere Länder.
Wann ist mit einer Entspannung zur rechnen? Das lässt sich aus heutiger Sicht nicht seriös abschätzen. Wenn ein komplexes System – und das ist der globale Handel zweifelsohne – aus den Fugen gerät, dauert die Normalisierung länger als die Entstehung des Problems. Da mehrere, sich teilweise auch verstärkende Faktoren die Situation herbeigeführt haben, wird die Normalisierung zusätzlich erschwert. Gleichzeitig gibt es Einflüsse – etwa die Spannungen zwischen China und den USA, bei denen vorläufig keine Lösung absehbar ist und die das Potenzial haben, die globalen Handelsströme noch lange zu belasten.
Eine gegenläufige Kraft darf dabei aber nicht ausser Acht gelassen werden: Die fragilen Lieferketten und die volatilen Rohstoffpreise treiben auch Veränderungen an. So überlegen sich Firmen aufgrund dieser Erfahrungen, sich bei den Zuliefernden breiter aufzustellen, gewisse Fertigungsschritte wieder in der Nähe erledigen zu lassen oder auch Automatisierung und Dekarbonisierung weiter voranzutreiben, um so unempfindlicher gegen solche globalen Grossereignisse zu werden.