Die Tage des Verbrennungsmotors sind gezählt. Das Parlament der Europäischen Union (EU) hat in dieser Woche entschieden, dass ab 2035 ein Verkaufsverbot für Benzin- und Dieselfahrzeuge gelten soll. Was bedeutet das für die Schweizer Industrie – aber auch für Schweizer Liebhaber von Oldtimer-Autos?
Für die Maschinenbaufirma Reishauer aus Wallisellen wäre ein Ende des Verbrennungsmotors kein Problem. «Für uns ist die Veränderung zur E-Mobilität sehr positiv. Wir sind jetzt schon global bei allen namhaften Projekten involviert», sagt Marcus Setterberg, Geschäftsführer des über 200 Jahre alten Industriebetriebs.
Der Betrieb liefert Maschinen, die bei den Autofabriken die Zahnräder hochpräzise schleifen. Elektromotoren erfordern andere Zahnräder als Verbrennungsmotoren. Obwohl es wegen der neuen Anforderungen weniger Zahnräder pro Auto gibt, rechnet Setterberg damit, dass mehr Maschinen aus seiner Firma benötigt werden. Er geht von einer Win-win-Situation aus.
Doch nicht für alle rund 600 Schweizer Zulieferbetriebe sieht es so rosig aus. Anja Schulze verfolgt die Umstellung auf Elektroautos mit wissenschaftlichem Blick. «Diese Umstellung ist schon signifikant», sagt die Professorin für Innovationsmanagement an der Universität Zürich. Viele Zulieferer lieferten zwar schon Teile in die Elektromobilität und für Elektroautos, ein grosses Volumen werde aber immer noch für den Verbrenner geliefert. Daher seien in der Produktion signifikante Umstellungen nötig.
Derweil könnten Oldtimer, also Fahrzeuge, die per Definition mindestens 30Jahre alt sind, mit dem Verkaufsverbot von Benzin- und Dieselfahrzeugen noch begehrter werden. Die Schweiz ist ein Land der Oldtimer-Liebhaber. Fast 100'000 solcher Fahrzeuge mit sogenanntem «Veteranenstatus» sind im Verkehr.
Dabei ist die Faszination ungebrochen – auch bei jüngeren Menschen. Für Monika Steinmann etwa gibt es nicht viel Schöneres, als mit einem solchen Auto übers Land zu fahren. «Die Faszination ist, dass man die Technik, die in so einem Fahrzeug verbaut ist, sieht, riecht und anfassen kann», sagt die Fahrzeug-Restauratorin. Bei modernen Fahrzeugen sei alles verpackt, es dürfe keine Geräusche mehr machen. «Bei einem Elektrofahrzeug hört man nichts mehr, ausser die Abrollgeräusche der Pneus», so die 30-jährige Bernerin.
Ein Oldtimer, der 60 Jahre gelebt hat, hat wohl eine viel bessere Ökobilanz als ein neuer Stromer.
Deshalb hat die gelernte Auto-Mechatronikerin eine zweijährige Zusatzausbildung zur Fahrzeug-Restauratorin gemacht. Diese Weiterbildung gibt es erst seit ein paar Jahren. Doch ist es ein Beruf mit Zukunft? Bis Verbrennermotoren aus dem Verkehr gezogen werden, dauert es zwar noch, doch Monika Steinmann will gar nicht daran denken. «Für mich würde ein Stück Kulturgut verloren gehen, wenn man die Oldtimer verbieten würde», sagt Steinmann.
Von einer gesteigerten Oldtimer-Nachfrage profitieren würde Serge Stotzer. Der Oldtimer-Verkäufer sieht sich nicht als Bremser der Klimawende, im Gegenteil: «Ein Oldtimer, der 60 Jahre gelebt hat, hat wohl eine viel bessere Ökobilanz als ein neuer Stromer oder ein neues Elektrofahrzeug», ist der Mitinhaber der Oldtimer Galerie Toffen überzeugt.