- Der Euro-Franken-Kurs stieg am Mittwochabend erstmals auf 1,15 an.
- Das ist der höchste Kurs seit der Aufhebung des Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang 2015.
- Die Abschwächung des Frankens führen Analysten vor allem auf die politische und wirtschaftliche Beruhigung des Euroraums zurück.
Der Euro wird durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Eurozone gestärkt. Das Wirtschaftsklima im Euroraum ist so gut wie seit 17 Jahren nicht mehr. Die Nachfrage nach europäischen Produkten und dem Euro steigt.
Hinzu kommt die politische Beruhigung des Euroraums, wie etwa die Abwendung eines Wahlsieges von Marine Le Pen in Frankreich oder die starken Umfragewerte von Angela Merkel in Deutschland.
Seit Tagen profitiert der Euro zudem von der Schwäche des amerikanischen Dollars. Diese ist auf die politischen Turbulenzen innerhalb der US-Regierung zurückzuführen, die zu mehreren Personalwechseln auf hoher Ebene geführt haben.
Dass die SNB mit gezielten Interventionen den Abwärtstrend des Franken unterstützt, darauf deutet bis jetzt nichts hin, auch wenn Analysten in den letzten Tagen spekulierten. Der SNB käme ein weiterer Kursverfall gelegen, bezeichnet sie doch den Franken als nach wie vor überbewertet.
Dass der Euro in absehbarer Zeit auch die 1.20-Marke knacken könnte, davon gehe im Moment noch niemand aus, sagt SRF-Wirtschaftredaktor Massimo Agostinis. «Man rechnet aber damit, dass 1.18 möglich ist», sagt er.
Das ist eine spürbare Entlastung für die Schweizer Exportindustrie.
Erwartungen übertroffen
Besonders Schweizer Unternehmen freut die Abschwächung des Euros. «Der Euro-Franken-Kurs von 1.15 ist eine spürbare Entlastung für die Schweizer Exportindustrie», sagt Iwan Lieberherr, SRF-Börsenspezialist.
Die Industrie-Gruppe Bucher, die ihre Halbjahres-Zahlen veröffentlicht hat, hat deutlich mehr neue Aufträge erhalten – und mehr Umsatz gemacht.
Der Reingewinn stieg knapp ein Fünftel auf 87 Millionen Franken. «Alles in allem hat Bucher die Erwartungen der Finanz-Analysten übertroffen», so Lieberherr. Und dies, obwohl Bucher zu den Unternehmen gehörte, die besonders unter dem Frankenschock gelitten hätten.
Doppelter Gewinn
Gerade Schweizer Export-Firmen gewinnen im Moment zweimal, falls der Kurs so bleibt. Sie profitieren vom wirtschaftlichen Aufschwung im Euroraum und der dadurch gesteigerten Nachfrage nach Schweizer Maschinen. Und sie verdienen damit auch etwas mehr als gerechnet, da sie ihre Ware in Euros anbieten.
Für einige komme der Aufschwung aber zu spät, sagt SRF-Wirtschaftredaktor Massimo Agostinis. Kleinere Maschinenbau-Firmen seien bereits durch die billigere Konkurrenz ersetzt worden.