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VW kündigt Sparmassnahmen an
Aus Tagesschau vom 04.09.2024.
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Europas grösster Autobauer Krise bei VW spitzt sich zu – ein Überblick

VW verschärft den Sparkurs. Erstmals in der Geschichte werden Werkschliessungen und Entlassungen nicht ausgeschlossen.

Darum geht es: Die Lage bei Europas grösstem Autobauer Volkswagen im niedersächsischen Wolfsburg spitzt sich zu. Im Rahmen des milliardenschweren Sparprogramms schliesst die Kernmarke VW jetzt auch Werkschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus. Die Führung hat in einem beispiellosen Schritt die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Diese schloss betbetriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus.

Die Begründung: Aus Sicht des Vorstands muss die Kernmarke VW umfassend restrukturiert werden. «Auch Werkschliessungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden», heisst es. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die Sparziele zu erreichen.

Die Reaktionen: Gewerkschaft und Betriebsrat sprechen von einem «Angriff auf Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge». Sie kündigten Widerstand gegen Standortschliessungen an. Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger sprach von einem unverantwortlichen Plan, der die Grundfesten von Volkswagen erschüttere. Der Vorstand habe den Grundkonsens aufgekündigt, wonach Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung bei Volkswagen gleichberechtigte Ziele seien, kritisierte Betriebsratschefin Daniela Cavallo.

VW-Konzern.
Legende: Sinkende Verkaufszahlen, der stockende Hochlauf der Elektromobilität und neue Konkurrenz aus China machen der Branche insgesamt zu schaffen. Imago/Sven Simon

Die Verunsicherung: Wie viele der rund 120'000 Stellen in Deutschland wegfallen könnten und welche Standorte es treffen könnte, sagte VW bisher nicht. Nach Angaben des Betriebsrats hält der Markenvorstand aber mindestens ein Fahrzeugwerk und eine Komponentenfabrik in Deutschland für entbehrlich.

Die Premiere: Die letzte Schliessung eines Produktionsstandorts liegt bei VW mehr als 30 Jahre zurück: 1988 machte der Konzern seine Fabrik in Westmoreland in den USA dicht. In Deutschland wurde noch nie ein VW-Werk geschlossen. Neben dem Stammwerk in Wolfsburg unterhält VW Fabriken in Hannover, Emden, Osnabrück, Braunschweig, Salzgitter, Kassel, Zwickau, Dresden und Chemnitz. Tochter Audi hatte jüngst bereits ihr Werk in Brüssel auf den Prüfstand gestellt.

Zahlen und Ziele: Konzernchef Oliver Blume begründet den Kurs mit der ernsten Lage der europäischen Automobilindustrie. Das wirtschaftliche Umfeld habe sich nochmals verschärft. Um die angepeilten Ergebnisverbesserungen von zehn Milliarden Euro bis 2026 zu erreichen, müssten die Kosten nun stärker als bisher geplant sinken. Laut dem «Handelsblatt» geht es um zusätzliche Einsparungen von bis zu vier Milliarden Euro.

Das erste Semester

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Bei VW brach der Konzerngewinn nach Steuern im ersten Halbjahr 2024 um 14 Prozent ein, bei Mercedes-Benz sogar um fast 16 Prozent. BMW verdiente im zweiten Quartal acht Prozent weniger. Der Zulieferer ZF kündigte nach einem Gewinnrückgang an, bis Ende 2028 in Deutschland zwischen 11'000 und 14'000 Stellen zu streichen. Continental will sein schwächelndes Autozuliefergeschäft womöglich komplett abspalten und an die Börse bringen.

Die Kernmarke: Die Kernmarke Volkswagen kämpft seit Jahren mit hohen Kosten und ist bedeutend weniger rentabel als die Konzernschwestern Skoda, Seat und Audi. Ein 2023 aufgelegtes Sparprogramm sollte das Ergebnis bis 2026 um zehn Milliarden Euro verbessern. Sinkende Verkaufszahlen, der stockende Hochlauf der Elektromobilität und neue Konkurrenz aus China machen der Branche insgesamt zu schaffen.

Auftakt im «Dieselgate»-Prozess gegen Winterkorn

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Fast neun Jahre nach dem Auffliegen der VW-Dieselaffäre hat am Dienstag vor dem Landgericht Braunschweig der Prozess gegen den damaligen Konzernchef Martin Winterkorn begonnen. Dem heute 77-Jährigen werden gewerbsmässiger Betrug, Marktmanipulation und uneidliche Falschaussage vorgeworfen.

«Dieselgate» mit Abgasmanipulationen bei Millionen VW-Fahrzeugen war im September 2015 durch Nachforschungen von US-Umweltbehörden und Wissenschaftlern aufgeflogen. Die Affäre stürzte VW in die schwerste Krise der Firmengeschichte und kostetet Milliarden Euro für die juristische Aufarbeitung.

Winterkorn bestritt kur vor dem Prozess jegliche Schuld und wies die Vorwürfe zurück. Sein Verteidiger Felix Dörr betonte, Winterkorn sei weder der «Hauptangeklagte noch der «Hauptverantwortliche» für den Dieselskandal.

SRF 4 News aktuell, 3.9.2024, 9:15 Uhr ; 

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