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Süsse Schokolade mit Pulpe statt Zucker
Aus 10 vor 10 vom 01.04.2021.
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Existenzsichernder Lohn Ein Schritt in Richtung nachhaltige Schoggi

Ein Thema wird in der Diskussion um nachhaltige Schokolade vernachlässigt: der existenzsichernde Lohn für Kakao-Bauern.

Rund 30 Prozent mehr Einkommen: So viel mehr bekommen laut dem Startup-Unternehmen Koa die Kakao-Bauern, die zusätzlich zur Kakaobohnen-Produktion auch Saft aus dem Fruchtfleisch herstellen. Dieses Fruchtfleisch wandert normalerweise in den Abfall. Dabei kann es als Süssungsmittel für Schokolade verwendet werden.

Auch grosse Konzerne wie Barry Callebaut und Nestlé haben Interesse an diesem Fruchtfleisch-Saft bekundet und bereits Produkte lanciert. Das Problem ist nur: Die Gewinnung dieses Saftes ist aufwändig und schwierig – vor allem für die Massenproduktion.

Damit bleibt mit Fruchtfleisch gesüsste Schokolade vorerst ein Nischenprodukt. Und auch 30 Prozent mehr Einkommen für die Kakao-Bauern ist nicht unbedingt genug Einkommen.

Aufgeschnittene Kakao-Bohne
Legende: Aus diesem weisslichen Fruchtfleisch, das die Kakao-Kerne umgibt, wird der süsse Saft gewonnen. Reuters

Nachhaltigkeit in der Schoggi-Nation

Die Schweiz ist mit 11.7 Kilogramm pro Einwohner beim Konsum von Schokolade weltweit führend. Die Importe von nachhaltig produziertem Kakao in die Schweiz stiegen 2019 auf 58 Prozent – gemäss der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao ist dies ein wichtiger Schritt zur Erreichung des Zwischenziels von 80 Prozent bis 2025.

Laut Max Havelaar wurden 2019 rund sechs Prozent des im Schweizer Detailhandel verkauften Kakaos fair gehandelt, das sind 6077 Tonnen Kakaobohnen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Wachstum von 36 Prozent. Der Marktanteil von Fairtrade-Schokoloade liegt in der Schweiz bei 12 Prozent.

Dabei ist aber Vorsicht geboten, denn Nachhaltigkeit ist ein schwammiger Begriff, sagt Silvie Lang, Spezialistin für Agrarstoffe bei der Nichtregierungsorganisation (NGO) Public Eye. «Fairtrade» oder auch andere Label seien nicht mit einer umfassenden sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit gleichzusetzen.

Forderung: ein existenzsichernder Lohn

Ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Schritt zur wirklichen Nachhaltigkeit sei, dass die Unternehmen ein existenzsicherndes Einkommen für die Bauern garantierten. Dies ist auch beim Label «Fairtrade» nicht immer der Fall:

2018 erzielten gemäss einer von Fairtrade International in Auftrag gegebenen Studie nur knapp zehn Prozent der zertifizierten Bauernfamilien in der Elfenbeinküste ein existenzsicherndes Einkommen – trotz Mindestpreis und Prämie.

«Labels sind nicht existenzsichernd. Und solange die Bauernfamilien nicht von ihrem zertifizierten Kakao leben können, sind damit hergestellte Produkte nicht nachhaltig», folgert Silvie Lang daraus.

Die Armut der Bauern hat weitreichende Folgen. Wer in Armut lebt, kann sich keine Erntehelfer leisten und muss oft auf Kinder zurückgreifen. Oder muss in illegale Gebiete ausweichen, um mehr Kakao anbauen zu können, um sich so mehr Einkommen zu verschaffen.

Nach Berechnungen des NGO-Netzwerks Voice of Organizations in Cocoa müsste in Ghana das existenzsichernde Einkommen für eine Tonne Kakao (ab Hof) bei über 3000 US-Dollar liegen. Derzeit bekämen die Bauern aber nur einen Bruchteil davon.

Zwar gibt es zahlreiche Programme, mit denen sich auch Grosskonzerne verpflichteten, Kinderarbeit zu beseitigen. «Dieser auf Freiwilligkeit basierende Ansatz ist jedoch genau das Problem dabei», sagt Silvie Lang. Die grossen Händler und Schokoladenhersteller müssten systematisch auf existenzsichernde Einkommen entlang ihrer gesamten Lieferketten hinarbeiten.

10vor10, 01.04.2021, 21:50 Uhr

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