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Corona – Zentralbanken öffnen Geldschleusen weiter
Aus Echo der Zeit vom 10.12.2020. Bild: imago
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EZB und die Coronakrise Zentralbanken handeln in neuen Dimensionen

Die Europäische Zentralbank will die Wirtschaft also weiter stützen. Sie bringt zusätzliche 500 Milliarden Euro in Umlauf, indem sie Anleihen von Staaten und Firmen aufkauft. Der Leitzins bleibt unverändert.

Der Entscheid ist ein weiteres Beispiel, wie die Zentralbanken rund um den Globus versuchen, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu bekämpfen.

Noch nie haben die grossen Zentralbanken der Welt in einem Jahr so viel Geld in den Kreislauf gebracht, wie jetzt. Die Zentralbanken von Europa, Japan, England und den USA haben im laufenden Jahr 5600 Milliarden Dollar ins Finanzsystem gepumpt. Sie machen dies, indem sie Anleihen aufkaufen, von Staaten und Unternehmen und im Gegenzug fliesst neues Geld ins System.

Der EZB fehlt die Möglichkeit, die Zinsen zu senken

Den Zentralbanken bleiben kaum Alternativen. In früheren Jahren hätten sie einfach die Leitzinsen gesenkt, damit sich die Firmen günstiger refinanzieren können. In den meisten grossen Volkswirtschaften waren die Zinsen aber bereits vor Corona praktisch bei null Prozent, oder sogar negativ, wie in der Schweiz. Nur gerade die Notenbank der USA konnte in diesem Jahr auf dieses bewährte Mittel zurückgreifen und hat den Leitzins von 1,75 Prozent auf fast null Prozent gesenkt. Diese Möglichkeit hatte der Europäischen Zentralbank gefehlt.

Europa steckt in einer Rezession. Laut der Chefin der EZB, Christine Lagarde, könnte die Wirtschaft im Euro-Raum im laufenden Jahr um mehr als sieben Prozent schrumpfen.

Anleihen-Kauf birgt Vorteile aber auch Risiken

Die zusätzlichen Käufe von Anleihen bringen Vorteile aber auch Risiken. Zuerst die Vorteile. Das zusätzliche Geld hilft den Staaten der EU, sich trotz hoher Schulden refinanzieren zu können. Dies ermöglicht den Regierungen die Folgen der Pandemie abzufedern, mit höheren Ausgaben und Defiziten.

Der Nachteil des vielen Geldes ist, dass es zu Verzerrungen kommen könnte. So fliesst ein Teil des Geldes in die Aktienmärkte, dies erklärt die Rekordstände zum Beispiel an der Wall Street. Das heisst, nur ein Teil des Geldes hilft den von der Krise geplagten Unternehmen, der Rest verpufft. Firmen, die aufgrund der Pandemie schliessen mussten, erleiden ohnehin einen finanziellen Schaden.

Politik des vielen Geldes hat Folgen für die SNB

Die Geldpolitik der grossen Zentralbanken der Welt hat auch Folgen für die Schweiz. Die Schweizerische Nationalbank kauft zwar keine Anleihen, versucht aber die Devisenkurse zu stabilisieren, insbesondere Euro und Dollar. Beim Euro ist dies im laufenden Jahr gelungen, der Kurs ist recht stabil. Der Dollar hingegen ist schwieriger. Der Dollar hat gegenüber dem Franken in diesem Jahr bereits 9 Prozent verloren.

Die Zinsen wiederum dürften auch hierzulande wegen des Umfeldes längere Zeit tief bleiben. Davon profitieren jene, die Geld brauchen. Die Hypothekarzinsen sind schon seit Monaten Rekord-tief.

Unter dem Strich hat die Pandemie die Zentralbanken dazu gebracht, so viel Geld in den Kreislauf zu bringen, wie noch nie in Friedenszeiten.

Manuel Rentsch

Wirtschaftsredaktor

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Manuel Rentsch ist Wirtschaftsredaktor bei Radio SRF. Zu hören ist er oft in der Sendung SRF 3 Wirtschaft.

SRF 4 News, 10.12.20, 16:00 Uhr

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