Wir zeigen Ihnen:
- Wie stark Ihre Berufsgruppe auf dem Schweizer Arbeitsmarkt nachgefragt ist.
- Welche Berufsgruppen den grössten Mangel haben.
- Wie sich der Personalmangel zwischen den Regionen unterscheidet.
Am dringendsten sind Spezialisten und Spezialistinnen in Gesundheitsberufen gesucht, wie der Fachkräftemangel-Index des Personaldienstleisters Adecco und dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz der Universität Zürich zeigt. Ärztinnen also, aber auch Pflegefachkräfte und Apotheker. Zum Grossteil sind dies akademische Berufe, für die ein Hochschulabschluss notwendig ist.
«Bei den Spezialisten sieht man ganz klar: Die Nachfrage ist gestiegen», sagt Marcel Keller, Geschäftsführer von Adecco Schweiz. «Je höher die Qualifikation, desto höher die Nachfrage.» Überraschend sei, dass auch immer mehr tiefer oder nicht-qualifizierte Fachkräfte gesucht würden. Die Verantwortlichen stellen dieses Jahr denn auch schweizweit einen neuen Höchststand fest.
Wie Ärzte sind auch weiterhin Informatikerinnen und Ingenieure gesucht. Generell haben Spezialisten im technischen Bereich gute Ausgangsbedingungen bei ihrer Jobsuche: Auch Polymechanikerinnen, Mathematiker, Elektrikerinnen oder Finanz- und Betriebswirtschaft-Spezialisten finden mehr Angebote, als sie Konkurrenten haben.
In einigen Berufsgruppen gibt es nicht zu wenige, sondern zu viele Stellensuchende. Etwa im sozialwissenschaftlichen und kulturellen Bereich herrscht ein Überangebot an Fachkräften. Dazu gehören Juristinnen, Museumswissenschaftler, Sozialarbeiterinnen, Seelsorger, Berufssportlerinnen oder Journalisten. Sekretariats-Kräfte suchen ebenfalls nach mehr Jobs, als es freie Stellen gibt.
Zu viele Führungskräfte
Die Statistik zeigt ausserdem: Die Schweiz hat zu viele Führungskräfte. Sie gehören zu den Berufen mit dem zweitgrössten Überangebot. Dies hat vor allem zwei Gründe, wie der Stellenmonitor der Uni Zürich gegenüber SRF News erklärt: Erstens sei die Berufskategorie sehr breit definiert, um statistisch aussagekräftig zu sein. So umfasst sie beispielsweise Geschäftsführerinnen, Hüttenwarte sowie Galeristinnen.
Zweitens werden längst nicht alle Stellen für Führungskräfte publiziert. Viel wichtiger seien bei der Besetzung von Kaderpositionen Direktansprache oder die Suche über Netzwerke: das berühmte «Vitamin B» also. Im Top-Management würden etwa 90 % der Stellen gar nicht ausgeschrieben, schätzt Arbeitsmarkt-Experte Marcel Keller.
Es gibt eine Reihe von Berufen, in denen sich Angebot und Nachfrage die Waage halten: Es sind dies zum Beispiel handwerkliche Berufe, Vertrieb, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sowie Finanz- und Rechnungswesen.
Unterschiede zwischen den Sprachregionen
Auffällig: Der Index zeigt auch einen Unterschied zwischen den Sprachregionen auf. Während in der Deutschschweiz in 13 Berufsgruppen ein Fachkräftemangel herrscht, ist dies in der Lateinischen Schweiz nur bei zweien der Fall: Bei den Gesundheits-Spezialisten und den Software-Entwicklerinnen.
Der Fachkräftemangel ist in der Westschweiz weniger stark ausgeprägt, weil die Arbeitslosigkeit höher ist
Marcel Keller von Adecco erklärt es so: «Grundsätzlich kann man sagen, dass das Angebot in der Westschweiz grösser ist, weil die Arbeitslosigkeit auch viel höher ist. Im Vergleich zum Kanton Zürich, der bei 1.6 Prozent liegt, liegt der Kanton Genf bei 3.8 Prozent.»
Für Marcel Keller ist klar, dass der Fachkräftemangel über das ganze Land gesehen erheblich ist – und er wird zu Veränderungen führen: «Die Unternehmen werden sich bei den Kandidatinnen und Kandidaten bewerben müssen und nicht mehr umgekehrt.»