Laut dem «World Happiness Report 2023» der Uno gehören Schweizerinnen und Schweizer zu den glücklichen Menschen: Die Schweiz liegt auf Platz acht – nach Finnland, Dänemark, Island, Israel, den Niederlanden, Schweden und Norwegen. Die Daten wurden zwischen 2020 und 2022 erhoben, also vor dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel und dem Gaza-Krieg.
Glück als Regierungsziel
Zum Glücklichsein tragen auch die übergeordneten Umstände bei, unter denen Menschen leben. Die Autoren schreiben, sobald Glück auch als ein Regierungsziel akzeptiert werde, habe dies Auswirkungen auf institutionelle Praktiken: «Gesundheit, insbesondere mentale Gesundheit, erhält noch mehr Priorität, ebenso wie die Qualität der Arbeit, des Familienlebens und der Gemeinschaft.» Die Effizienz einer Regierung habe grossen Einfluss auf das Glück der Menschen.
Die Leistungsfähigkeit eines Staates lasse sich gut messen an der Fähigkeit, Mittel zu beschaffen und Dienstleistungen zu erbringen sowie an der Rechtsstaatlichkeit. Ebenfalls entscheidend seien die Vermeidung von Bürgerkrieg und Unterdrückung. Über alle Länder hinweg gesehen, korrelierten diese fünf Messgrössen mit der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit der Menschen.
Helfen hilft
Wer anderen hilft, tut sich selbst Gutes, heisst es im Report weiter: «Es gibt viele Belege dafür, dass helfendes Verhalten das Wohlbefinden des Helfenden erhöht.» Das gelte insbesondere dann, wenn freiwillig geholfen und hauptsächlich durch die Sorge um die Person getragen werde, der geholfen wird.
Altruistisches Verhalten funktioniert auch in die andere Richtung: Wenn Menschen anderen Menschen Gutes tun, steigt ihr eigenes Wohlbefinden. Diese Erfahrung wiederum steigere die Bereitschaft, anderen zu helfen.
Tiefpunkt in der Lebensmitte
Aber bleibt man ein Leben lang gleich glücklich? Andrew J. Oswald und David G. Blanchflower von der Universität Warwick in Grossbritannien kommen zum Schluss, dass psychisches Wohlbefinden im Laufe des Lebens u-förmig verläuft.
Ihrer Studie aus dem Jahr 2006 liegen die Daten von 500'000 zufällig ausgewählten Amerikanern und Westeuropäern zugrunde: «Bleiben andere Faktoren konstant, zeigen wir, dass das Glück eines typischen Individuums seinen Tiefstand – auf beiden Seiten des Atlantiks und sowohl für Männer als auch für Frauen – im mittleren Alter erreicht.» In osteuropäischen, lateinamerikanischen und asiatischen Ländern zeige sich ein ähnlicher u-förmiger Verlauf.
Für Ökonom und Glücksforscher Mathias Binswanger ist klar, weshalb die Kurve u-förmig ist: «In der Mitte des Lebens hat man ziemlich viel Stress.» Wenn man jung sei, habe man dagegen viel Zeit, Dinge zu tun, die man gern mache. Das ändere sich mit dem Leistungsdruck in der Mitte des Lebens mit Karriere und Doppelbelastung von Familie und Beruf.
Ab einem gewissen Alter falle der Zwang, alles Mögliche machen zu müssen, wieder weg: «Dann finden sich Menschen mit der Lebenssituation, in der sie sind, ab und versuchen, daraus das Beste zu machen.» Das trage dazu bei, dass Menschen weniger gestresst und glücklicher seien im Leben, so Binswanger.