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Fatma Samoura im Interview
Aus Rundschau vom 15.02.2017.
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Fifa unter Druck «Der Präsident hat nichts dazu zu sagen, wer die Fifa verlässt»

Mehr Lohn für Präsident Gianni Infantino, umstrittene Reisen im Privatjet und hohe Fluktuationsrate innerhalb der Fifa. Jetzt nimmt die neue Generalsekretärin Fatma Samoura erstmals zu den Vorwürfen Stellung.

Seit Gianni Infantino das Amt des Fifa-Präsidenten übernommen hat, verlassen viele Mitarbeiter den Weltfussballverband oder wurden gefeuert. Räumt der Präsident auf oder baut Infantino seine Macht aus?

Fatma Samoura: Nennen wir doch die genauen Zahlen. Im Jahr 2016, also von Januar bis Dezember, haben 81 Mitarbeiter die FIFA verlassen – 71 davon freiwillig und 10 durch eine Entlassung.

Im gleichen Zeitraum wurden 115 neue Mitarbeiter rekrutiert. Das sind die Zahlen für das Jahr 2016. Seit meiner Ernennung und meinem Amtsantritt im Home of Fifa am 20. Juni des vergangenen Jahres haben uns 22 Mitarbeiter verlassen – weniger als 5 Prozent des gesamten Personals.

Doch was waren die Gründe für die Abgänge?

Moment, seither wurden 34 neue Personen eingestellt – und übrigens ist die Administration ausschliesslich der Generalsekretärin unterstellt. Der Präsident hat also absolut nichts dazu zu sagen, wer von der Fifa eingestellt wird und wer die Fifa verlässt.

Der Präsident hat absolut nichts dazu zu sagen, wer von der Fifa eingestellt wird und wer die Fifa verlässt.

Nun hat uns ein Mitglied des Managements berichtet, dass diejenigen, welche einen Verstoss gegen den Ethikkodex melden, den Weltfussballverband verlassen müssen. Entspricht das Ihrer Vorstellung einer neuen Fifa?

Zur Person

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Fatma Samoura war zwischen 1995 und 2006 für die UNO tätig – mitunter für das Welternährungsprogramm in diversen afrikanischen Staaten. In der Nothilfe war die Senegalesin im Kosovo und in Afghanistan aktiv. Letzten Mai wurde Samoura vom Fifa-Präsidenten als Generalsekretärin vorgeschlagen – vier Tage später wurde sie vom Fifa-Council bestätigt.

Ehrlich gesagt frage ich mich, wo diese Leute waren, als Geld veruntreut wurde, als es Fehlverhalten gab, als Leute jeden Tag Privatjets buchten, als Leute Geld an Stiftungen verteilten – auch an ihre eigenen – wieso haben sie sich da nicht beklagt? Im Übrigen verfügen wir über eine Hotline; und ich habe keinen Zugriff auf Whistleblower. Sie haben das Recht, sich an die Untersuchungskammer der Ethikkommission zu wenden und da Bericht zu erstatten. Ich komme von der UNO, und da wäre es wirklich unverfroren, meinen Namen in Verbindung zu bringen mit Racheakten an Whistleblowern.

Gemäss unseren Informationen wurde Präsident Gianni Infantino indes in der zweiten Jahreshälfte 2016 zu einem weiteren Flug im Privatjet mit dem russischen Sportminister Witali Mutko eingeladen. Was halten Sie davon – zumal das nach dem Abschluss des Ehtik-Verfahrens gegen Gianni Infantino war.

Seitdem ich hier bin, wurde lediglich ein Privatjet von mir gebucht. Wir waren 13 Personen, die 6 Stunden an einem Flughafen warten mussten.

Meine Antwort ist ganz einfach. Es wurde eine Untersuchung eröffnet, und das Kapitel ist geschlossen. Es wurde mitgeteilt, dass kein Verstoss gegen das Ethikreglement festgestellt wurde.

Noch einmal: Ich spreche von einer Reise nach dem Verfahren.

Nach diesem Verfahren? Nun, wenn es jetzt etwas zu melden gibt, werden wir davon erfahren. Aber allgemein kann ich Ihnen sagen, dass – seitdem ich hier bin – lediglich ein Privatjet von mir gebucht wurde. Wir waren 13 Personen, die 6 Stunden an einem Flughafen warten mussten. Wir haben die Preise für die 13 Flugtickets berechnet und festgestellt, dass ein Privatjet billiger ist. Deshalb habe ich diese Entscheidung gefällt. Vorher war der Privatjet die Regel – heute ist er die Ausnahme.

Gemäss unseren Informationen von hochrangigen Fifa-Funktionären existieren Pläne, die Vergütungen für den Präsidenten und den Fifa-Rat für das Jahr 2018 zu erhöhen. Können Sie das bestätigen?

Nun, es gibt einen Unterausschuss, der die Aufgabe hat, die Vergütungen für den Präsidenten, die Generalsekretärin, die Ratsmitglieder und den Vizepräsidenten festzulegen. Warten wir mal ab, was dieser Ausschuss vorschlägt. Aber ich habe definitiv nichts gehört über riesige Lohnerhöhungen. Übrigens erhalten heute weder der Präsident noch ich einen Bonus, und unser Salär liegt 25 bis 50 Prozent unter dem Salär unserer Vorgänger.

Ich komme von der UNO, und da wäre es wirklich unverfroren, meinen Namen in Verbindung zu bringen mit Racheakten an Whistleblowern.

Im Moment noch, aber es gibt doch Pläne für Veränderungen?

Zurzeit, ja. Aber der Unterausschuss wird das entscheiden. Wir müssen mit anderen Fussballgremien vergleichen, die in der übrigen Welt die gleiche Qualität an Dienstleistungen bieten. Deshalb kann ich nichts sagen zu Dingen, die ich noch nicht gesehen habe.

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Fifa-Präsident Infantino im Visier
Aus Rundschau vom 15.02.2017.
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