Vergangenes Jahr wurden in der Schweiz über 90 Milliarden Franken vererbt. Jeder zweite Vermögensfranken in der Schweiz ist geerbt. Die Erbschaften haben sich damit in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Grund: In der Nachkriegszeit wuchs die Schweizer Volkswirtschaft, was zu einem rasanten Vermögenszuwachs bei den Babyboomern geführt hat. Die Personengruppe über 80 Jahre sind die wohlhabendste Altersgruppe in der Schweiz.
Erbschaften spielen eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung von Wohneigentum. Ohne Erbe ist es für einen bedeutenden Teil der Schweizer Bevölkerung kaum mehr möglich, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Denn die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. Seit dem Jahr 2000 steigen die Preise fast ununterbrochen.
Wie wichtig eine Erbschaft bei der Finanzierung von Wohneigentum ist, zeigt das aktuelle Generationenbarometer. Ohne grösseres Erbe könne man sich in der Schweiz Wohneigentum nicht mehr leisten, konstatieren gut zwei Drittel der Befragten. Die repräsentative Umfrage wurde vom Institut Sotomo im Auftrag des Berner Generationenhauses durchgeführt.
58 Prozent sehen diese Abhängigkeit als Problem. Entscheidend ist aber nicht nur, wie viel und ob man überhaupt erbt. Sondern auch der Zeitpunkt, wann man erbt. Am hilfreichsten wäre der Geldsegen in jener Lebensphase, in der das Gründen einer Familie ansteht und gleichzeitig der Wunsch nach Wohneigentum laut wird. In dieser Zeit sind die Finanzen oft besonders knapp.
Der Bedarf an Vermögen und dessen tatsächliche Verfügbarkeit klaffen auseinander.
Allerdings: Die Mehrheit der Schweiz Bevölkerung erbt erst im Pensionsalter. Mit anderen Worten: zu spät für die Finanzierung eines Eigenheims. «So klaffen der Bedarf an Vermögen und dessen tatsächliche Verfügbarkeit auseinander», kommen die Studienautoren zum Schluss. Das mindere den Nutzen von Erbschaften erheblich.
Die Zahlen der Studie verdeutlichen, dass die meisten Schweizer erst im späteren Leben von Erbschaften profitieren. So haben die über 65-Jährigen im Schnitt bereits 205’000 Franken geerbt und erwarten fast noch einmal so viel (189’000 CHF). Im Vergleich dazu haben die 18- bis 35-Jährigen bisher erst 48’000 CHF geerbt, erwarten aber noch weitere 412’000 CHF.
Trotz der zentralen Bedeutung des Erbens zeigt sich: Viele Schweizerinnen und Schweizer schieben das Thema auf. Fast zwei Drittel haben kein Testament oder Erbvertrag.
Ins Bild passt auch, dass sich eine Mehrheit der Befragten skeptisch zeigt, einen Teil ihres Vermögens frühzeitig der jüngeren Generation abzutreten. Lediglich 17 Prozent haben konkrete Pläne, während sich ein Drittel der Befragten unsicher zeigt.