Gut zehn Jahre nach der Finanzkrise von 2008 sind manche Ziele eigentlich unbestritten: Steuerzahler sollen nicht für den Schaden aufkommen müssen, wenn Grossbanken kollabieren. Ausserdem soll das globale Finanzsystem stabiler werden und die Realwirtschaft in einer Krise nicht in einen Abwärtsstrudel reissen. Doch wie kann man das erreichen? Darüber beraten Regulierungsbehörden und Zentralbanken vieler Länder mehrmals jährlich - und zwar in Basel.
Basel – Zentrum des globalen Finanzsystems
Dort hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die «Zentralbank der Zentralbanken» ihren Sitz. Unter dem Dach der BIZ befinden sich zum Beispiel der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht oder der Finanzstabilitätsrat (FSB). Die BIZ war seit der Finanzkrise eine der wichtigsten Anlaufstellen für Zentralbanken und Aufsichtsbehörden.
Globale Standards zur Stärkung der Finanzsysteme werden daher oft in Basel beschlossen. Das jüngste Regelwerk für Banken hört nicht umsonst auf den Namen «Basel III» . Das neue Regelwerk soll Banken robuster machen, unter anderem durch Bereitstellung von mehr Eigenmitteln.
Gebannte Risiken im Finanzmarkt
Auf einer Konferenz, zu der die BIZ gestern geladen hatte, ging es denn auch darum, wie sich das globale Finanzsystem in den letzten Jahren entwickelt hat - und welche neuen Risiken sich schon heute bemerkbar machen. Manche Beobachter halten das Finanzsystem weiterhin für nicht genügend reguliert. Die Chancen, die sich nach der Finanzkrise geboten hätten, habe man verpasst.
Der Generaldirektor der BIZ, Agustín Carstens, ist anderer Meinung. Das globale Finanzsystem sei heute viel sicherer als vor der Krise, sagt der Ökonom und frühere Zentralbankchef Mexikos. Die Reformen, die man seit der Finanzkrise angestossen habe, seien extrem erfolgreich. «Banken haben heute mehr Eigenkapital, mehr flüssige Mittel, sind weniger verschuldet. Ausserdem haben wir Anreize geschaffen, damit Banken es vermeiden, dass sie abgewickelt werden müssen.» Auch seien Banken heute weniger in riskante Geschäfte involviert.
Verschobene Risiken
Doch viele Risiken seien nicht einfach verschwunden. Zwar habe sich das Gefahrenpotential für die Banken reduziert, doch einige Risiken hätten sich in andere Bereiche des Finanzsystems verschoben, so der Generaldirektor der BIZ. Manche der Risiken fänden sich so heute bei Schattenbanken und in der FinTech-Industrie. «Das stellt uns Regulatoren natürlich vor zusätzliche Herausforderungen», so Carstens.
Viele derartiger Risiken seien im Schattenbanken-Bereich aber in professionellen Hände, glaubt Carstens. Diese Institutionen hätten die Möglichkeit, die Risiken richtig einzuschätzen und zu bewältigen.
Neue Risiken
Mehr Skepsis ist laut Agustín Carstens bei Krypto-Währungen und Krypto-Anlagen angebracht. In diesem Bereich gebe es «beträchtliche Risiken» - so zum Beispiel viele Fälle, in denen die Währungen bereits wieder verschwunden oder gehackt worden seien. Es gäbe doch, so Carstens, sicherere und gescheitere Wege für Finanzgeschäfte.
Dass Krypto-Währungen bald an die Stelle traditioneller Währungen treten könnten, glaubt er nicht: «Das Zahlungssystem, das wir heute haben, ist sehr stabil, sehr vertrauenswürdig. Wir brauchen keine Veränderung».