In der Schweiz gibt es rund 150 Gas-Tankstellen. Meist befindet sich auf den Zapfsäulen die Aufschrift «CNG». Dies steht für «Compressed Natural Gas», was übersetzt «komprimiertes Erdgas» bedeutet. Laut dem Verband CNG-Mobility gab es 2020 in der Schweiz rund 14'000 gasbetriebene Fahrzeuge und weltweit rund 188 Millionen.
Biogas-Antrieb schlägt die Stromer in der Ökobilanz
Nicht sämtliches Gas, das in der Schweiz in die Tanks gefüllt – oder besser gesagt gepresst – wird, hat seinen Ursprung in einem weit entfernten fossilen Gasspeicher. Mittlerweile strömen durchschnittlich rund 20 Prozent Biogas mit in den Tank. Gewonnen wird es aus Küchenabfällen und Grüngut oder auch Schlamm aus Kläranlagen. Der Gasantrieb sei kostengünstig und ökologisch, sagt Christian Bach, Leiter der Abteilung Fahrzeug- und Antriebssysteme der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa).
So ist gemäss dem Carculator vom PSI ein Auto der Kompaktklasse mit Gasantrieb aus dem Jahr 2022 umweltfreundlicher als sein benzin- bzw. dieselbetriebenes Pendant. Noch weniger Treibhausgase pro gefahrenem Kilometer stösst lediglich ein elektrischer Kompaktwagen aus (Basis Schweizer Strommix).
Dieser ist aber in der Herstellung umweltschädlicher – wegen der Batterie. Die Umweltbilanz eines elektrischen Fahrzeugs wird somit erst nach rund 66'000 gefahrenen Kilometern besser als beim Fahrzeug mit Gasantrieb.
Gerechnet wurde hier mit einem Biogasanteil von 22 Prozent. Wenn eine Kompaktklasse jedoch mit 100 Prozent Biogas unterwegs ist, dann weist sie – während des gesamten Lebenszyklus – die beste Ökobilanz aus.
In der Schweiz spricht man von drei bis fünf Terawatt-Stunden Biogaspotenzial.
Im Kampf gegen die Klimakrise liegt es also auf der Hand: Der Biogasanteil muss erhöht werden. Das Potenzial sei gross, sagt Bach. «In der Schweiz spricht man von drei bis fünf Terawattstunden Biogaspotenzial. Das ist vergleichbar mit dem Windenergiepotenzial, das wir in der Schweiz haben.»
Für zusätzlichen Schub bei der Biogasförderung könnte denn auch die aktuelle geopolitische Lage sorgen. Die Preise für Erdgas schnellten im vergangenen Halbjahr aufgrund des Ukraine-Kriegs in die Höhe. Zwischenzeitlich lagen diese höher als die Preise für Biogas, sagt Bach. «Das gab es vorher noch nie.»
Beim PKW Flop, beim Schwerverkehr schon bald Top
Trotz Vorteilen gelang dem Gasantrieb der Durchbruch bis heute nicht. Für Bach liegt der Hauptgrund darin, dass es keine gasbetriebenen PKW in höheren Leistungsklassen und mit Allradantrieb gibt. «Ich glaube, das wird sich auch nicht ändern».
Viel eher wird sich der Trend zu Elektrofahrzeugen weiter fortsetzten, so der Experte. Auch, weil es einfacher sei. «Die Leute kommen nach Hause, stecken das Fahrzeug ein und am nächsten Morgen fahren sie weiter.»
Ganz anders sieht Bach die Situation beim Nutz- und Schwerverkehr. «Weil sich dieser Bereich stärker auf die Nutzeigenschaften des Antriebs- oder des Lastwagens fokussiert.» Faktoren wie Luxus und Sportlichkeit seien hier zweitrangig.
Wir schätzen, dass bei uns bis 2025 etwa 30 von 75 Fahrzeugen mit Biogas unterwegs sein werden.
In der Schweiz setzten deswegen immer mehr Firmen bei ihrer Logistik auf gasbetriebene Fahrzeuge. So etwa Lidl, Coop oder auch die Migros Genossenschaft Ostschweiz. Daniel Balmer, verantwortlich bei der Migros Ostschweiz für die Transportlogistik, sagt: «Wir schätzen, dass bei uns bis 2025 etwa 30 von 75 Fahrzeugen mit Biogas unterwegs sein werden.»