Die Aida Nova fährt nicht wie alle anderen grossen Kreuzfahrtschiffe mit Schweröl, sondern mit flüssigem Erdgas LNG (Liquefied Natural Gas). Seit einem halben Jahr ist das Schiff rund um die kanarischen Inseln unterwegs, bald auch ab Barcelona.
Aida habe schon vor zehn Jahren begonnen, diese Entwicklung vorzubereiten, erklärt Kommunikationschef Hansjörg Kunze. Vor allem müsse Flüssigerdgas in den Häfen, die das Schiff anläuft, überhaupt erhältlich sein. Doch der Aufwand lohne sich: «Wir beschreiten damit konsequent den Weg, eine möglichst nachhaltige Kreuzfahrt zu gestalten.»
Grosse Pläne
Weitere acht LNG-Kreuzfahrtschiffe sollen in den nächsten Jahren in die Flotte aufgenommen werden. Was Aida als grossen Schritt hin zu einer saubereren Kreuzfahrtindustrie beschreibt, begrüsst auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der jedes Jahr ein Ranking der Kreuzfahrtschiffe macht. Das neue LNG-Schiff liegt in dieser Rangliste auf Platz 1.
Die Gasgewinnung geht mit erheblichen Umweltproblemen einher.
Daniel Rieger, Leiter Verkehrspolitik beim Nabu, relativiert aber: LNG verschmutze Wasser und Luft viel weniger als Schweröl – das Klimaproblem aber bestehe weiter. «Es handelt sich oftmals um Fracking-Gas aus den USA oder Russland, so dass die Gasgewinnung mit erheblichen Umweltproblemen einhergeht.» Und bei der Verbrennung von Flüssigerdgas entsteht klimaschädliches CO2, zwar weniger als bei Schweröl, aber immer noch in erheblichen Mengen.
Nabu: Nur schwarze und graue Schafe
Ganz grundsätzlich hinke die Kreuzfahrt anderen Transportarten weit hinterher, was die Entwicklungen hin zu einer klimafreundlichen Zukunft betrifft, betont Rieger. Die bestehenden über 500 Kreuzfahrtschiffe weltweit müssten dringend mit Partikel-Filtern und Stickstoffkatalysatoren ausgerüstet werden und mit schwefelärmerem Treibstoff fahren. Sobald sie in einem Hafen festmachen, müssten sie mit Strom vom Land betrieben werden.
Neue Schiffe müssten eigentlich ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen, fordert Rieger: «Wenn es um den Massentourismus geht, haben wir heute als Naturschutzbund keine Lösung. Es gibt im Moment nur die schwarzen und die grauen Schafe. Einen Anbieter, der uneingeschränkt gut unterwegs wäre, gibt es nicht.»
Batterien und Segel?
Tatsächlich räumt auch der selbsternannte Pionier der umweltfreundlichen Kreuzfahrt Aida ein, dass LNG wohl nur eine Übergangstechnologie ist. «Wenn wir die Ziele, die wir uns für 2050 gestellt haben, erreichen wollen, brauchen wir einen CO2-freien Antrieb. An diesem wird gearbeitet», so Aida-Kommunikationschef Kunze.
Am CO2-freien Antrieb wird gearbeitet.
Batteriebetriebene Schiffe sind eine Option. Segel werden teilweise wieder eingesetzt. Und auch auf CO2-neutrale Ökotreibstoffe hofft die Branche. Doch alle diese Entwicklungen brauchen noch Zeit. Zuerst wird nun wohl Flüssigerdgas wichtig werden – in der Kreuz- und allgemein in der Schiffahrt. Und das trotz den Nachteilen, die auch dieser fossile Treibstoff hat.