Der Tropensturm «Harvey» zwingt die texanische Ölindustrie in die Knie. Aufgrund des starken Regens kann die Arbeit in den Raffinerien der Region nicht wie gewohnt vorangehen. Die Folgen des Ausfalls: Zurzeit stehen gut 30 Prozent der Kapazitäten von Raffinerien in den USA nicht zur Verfügung.
Angebot in den USA zu klein
Da nun weniger Raffinerien in Betrieb sind, welche Rohstoffe nachfragen, ist der Preis für Rohöl gesunken. Genau anders herum verhält sich allerdings der Preis für die Endprodukte: Der Benzinpreis an den Tankstellen in den USA hat seit dem Ausbruch des Sturms um etwa vier Prozent zugelegt, Analysten erwarten weitere Preisanstiege.
Erdölexpertin Cornelia Meyer erklärt den Zusammenhang: «In Nordamerika gibt es grosse Auswirkungen auf den Preis, weil man jetzt in diesen Raffinerien kein neues Benzin produzieren kann. Das Benzin wird von den Lagern abgerufen, deswegen gibt es gegenwärtig Engpässe». Die Nachfrage übersteigt also derzeit das Angebot, der Preis geht in die Höhe.
Kaum amerikanisches Öl in der Schweiz
Schweizer Konsumenten können dagegen aufatmen: «Harvey» hat zurzeit keinen Einfluss auf die hiesigen Treibstoffpreise. Das Rohöl, das Schweizer Raffinerien durchläuft, stammt zum grössten Teil aus dem afrikanischen Raum, in bedeutend kleineren Mengen auch aus der Nordsee und dem Mittleren Osten. Aus denselben Gebieten stammt der Löwenanteil des Rohöls, welches in Europa verarbeitet und als Fertigprodukt in die Schweiz importiert wird.
Da die Schweiz, wie der Rest Europas, kaum amerikanisches Rohöl importiert, reagieren die Preise an den Tankstellen also nicht auf «Harvey». Eine verspätete Reaktion auf den Tropensturm möchte Cornelia Meyer dennoch nicht ausschliessen: «Falls man die Lager in Amerika nicht schnell wieder auffüllt, ist es möglich, dass die europäischen Raffinerien Benzin nach Nordamerika exportieren». Das Angebot in der Schweiz sänke, die Benzinpreise gingen nach oben. Da die amerikanischen Lager gut gefüllt seien, sei dies aber keine grosse Gefahr.