Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hat für heute zum so genannten «Mercosur-Gipfel» eingeladen. Dabei geht es um ein allfälliges Freihandelsabkommen der Schweiz mit den südamerikanischen Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Sie sind im Handelsbündnis Mercosur zusammengeschlossen. Von den Schweizer Bauern kommt aber heftige Gegenwehr. Sie rechnen mit hohen Einkommensverlusten, sollte das Abkommen zustande kommen. Südamerika-Korrespondent Ulrich Achermann erklärt die Situation.
SRF News: Wieso scheint das Interesse der Mercosur-Staaten an einem Freihandelsabkommen mit der Schweiz nicht so gross?
Ulrich Achermann: Die Schweiz bekäme Zugang zu einem Markt mit 260 Millionen Menschen. Umgekehrt hätten die Mercosur-Staaten Zugang zu einem doch recht kleinen Markt mit 8 Millionen Menschen in der Schweiz.
Was haben die Mercosur-Staaten zu bieten?
Sie sind Agrargrossmächte. Es geht vor allem um Rindfleisch, Geflügel, aber auch um Zucker und Tabak und andere landwirtschaftliche Produkte.
Die Schweiz bekäme Zugang zu einem Markt mit 260 Millionen Menschen.
Wie leicht können die Mercosur-Länder heute schon ohne Freihandelsabkommen in die Schweiz exportieren?
Sie können dies nur mit grossen Hindernissen. Die Importmengen werden über die so genannte Hilton-Quote geregelt. Es geht um die edlen Fleischstücke des Rindes. Da gibt es Quoten für Europa, und da ist die Schweiz auch mit dabei.
Die Mercosur-Ländern verhandeln mit der EU schon seit über 20 Jahren über ein Freihandelsabkommen. Bisher ist es nicht zustande gekommen. Warum klappt das nicht?
Das ist so, weil die Europäer nicht wollen, dass Europa mit Rindfleisch aus Brasilien und Argentinien überschwemmt wird. Vor allem Frankreich will das nicht. Es gibt auch gewisse Vorbehalte gegenüber dem Zucker aus Brasilien.
Wirtschaftsminister Schneider-Ammann sagte vor ein paar Tagen, dass er davon ausgeht, dass Mercosur und die EU in den nächsten Tagen zu einer Vereinbarung kommen. Ist das realistisch?
Es heisst schon, man sei kurz vor dem Endspurt. Das Abkommen hätte eigentlich schon vor ein paar Monaten unterschriftsreif sein sollen. Da hat wiederum Frankreich interveniert. Jetzt geht es noch darum, die letzten Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Aber wenn man zurückschaut auf diese Verhandlungen, die fast 20 Jahre gedauert haben, dann glaube ich das erst, wenn das Abkommen unterzeichnet ist.
Das Gespräch führte Christoph Kellenberger.