Im zweiten Quartal dieses Jahres waren hierzulande 1.774 Millionen Personen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit erwerbstätig (inklusive Grenzgängerinnen und Grenzgänger). Seit dem Jahrtausendwechsel ist ihr Anteil an der erwerbstätigen Bevölkerung stetig angestiegen.
In einem jüngst veröffentlichten Bericht des Bundesamtes für Statistik (BfS) finden sich noch weitere interessante Erkenntnisse.
Mit oder ohne roten Pass: Hohe Erwerbstätigkeit
Über alle Arbeitstätigen hinweg liegt die Erwerbstätigenquoten im Durchschnitt bei 83.5 Prozent. Dabei sind die ausländischen Arbeitskräfte mit einer Quote von 79 Prozent gegenüber denjenigen mit einem Schweizer Pass (85.5 Prozent) nur in geringfügigem Mass weniger erwerbstätig.
Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktexperte bei der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF), sagt dazu: «In der Schweiz ist generell ein hoher Anteil der Bevölkerung erwerbstätig. Das trifft sowohl auf die einheimische als auch auf die ausländische Bevölkerung zu.»
Einwanderung im oberen und tieferen Lohnsegment
Gemäss KOF-Forscher Siegenthaler ist die Einwanderung in den hiesigen Arbeitsmarkt stark durch die Nachfrage getrieben – und deckt damit vor allem die oberen und unteren Lohnsegmente ab. «Ausländerinnen und Ausländer kommen vor allem in den Bereichen zum Zug, in denen man Schwierigkeiten hat, Stellen mit Einheimischen zu füllen. Das sind Hochlohnjobs, aber etwa auch im Service oder der Reinigung.»
Dieser Split wird ersichtlich, wenn man die BFS-Zahlen zum zweiten Sektor (herstellender Bereich) mit denjenigen im dritten (Dienstleistungssektor) vergleicht, wo die Löhne im Schnitt höher ausfallen. Während in ersterem Länder aus Südosteuropa dominieren, sind es bei den Dienstleistungen vor allem Westeuropa sowie Drittstaaten.
Hochgebildete Russen und US-Amerikanerinnen
Die Anzahl derjenigen, die mit einem Abschluss von einer Hochschule einwandern, unterscheidet sich auch stark zwischen den Ländern. Dies wirkt sich auch auf den Anteil dieser Nationen in den Führungsebenen aus. Bei Personen aus dem Vereinigten Königreich etwa beträgt der Anteil von Führungspositionen 44.3 Prozent. Bei Personen mit einem Schweizer Pass liegt die Quote der Führungspositionen bei 28.7 Prozent.
Verschiedene Faktoren entscheiden darüber, wer eine Stelle erhält, erklärt Michael Siegenthaler. So bringe etwa jede Bewerberin einen Grundstock an Wissen und Erfahrung mit. «Man spricht dabei vom Humankapital.»
Zudem hätten Arbeitnehmende auch unterschiedliche Präferenzen, zum Beispiel aufgrund ihrer kulturellen Prägung. Umgekehrt müsse sich auch ein Arbeitgeber für jemand entscheiden. «Dabei kann es auch zu Diskriminierung kommen.» Und der vierte Grund ist die Zuwanderungspolitik.
«Die Anzahl Stellen für Personen aus Drittstaaten, wie aus den USA oder seit 2021 Grossbritannien, sind kontingentiert. Bei Topjobs ist es für den Arbeitgeber einfacher, aufzuzeigen, dass man keinen EU-Bürger für die Stelle finden konnte.»
Sri Lanka und Eritrea stellen viele Hilfskräfte
Im Tieflohnsektor finden sich zwar mehr Menschen, die aufgrund eines Familiennachzugs oder der Flucht in die Schweiz gekommen sind. Aber auch hier spiele der Markt, sagt Experte Siegenthaler. «Es gibt Stellen und Branchen, wie etwa die Baubranche, in denen sich nur wenige Einheimische bewerben – dementsprechend hoch ist der Ausländeranteil.»
Die Unterschiede zwischen den Sektoren zeigen sich auch, wenn man die Arbeitszeiten anschaut. Während Britinnen und Briten sowie US-Amerikaner am häufigsten zu flexiblen Zeiten arbeiten können, sind es bei Arbeitstätigen aus Eritrea und Sri Lanka lediglich rund zehn Prozent. Personen aus diesen Ländern arbeiten auch vergleichsweise oft befristet und zu atypischen Arbeitszeiten.