Vollzogene Übernahme: Der Deal ist unter Dach und Fach: Kurz vor Ablauf der von einer Richterin gesetzten Frist hat der Techmilliardär Elon Musk die Nachrichtenplattform Twitter übernommen. Twitter informierte die US-Wertpapieraufsicht SEC über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme. Laut Berichten hat Musk rund 44 Milliarden Dollar bezahlt – einen Betrag, den er in der Vergangenheit als «offensichtlich» zu hoch einstufte.
Entlassene Chefs: Kurz nach der Übernahme hat Musk gemäss US-Medien-Berichten den bisherigen Firmenchef Parag Agrawal, den bisherigen Finanzchef Ned Segal, die bisher für den Kampf gegen Hassrede und Falschinformation zuständige Managerin Vijaya Gadde und gemäss Finanzdienst Bloomberg auch den bisherigen Chefjuristen Sean Edgett entlassen. Die «New York Times» schreibt, mindestens einer der genannten Manager sei aus der Firmenzentrale hinaus eskortiert worden. Laut einem Insider wird Musk vorerst selbst den Chefposten bei Twitter übernehmen, ihn aber später abgeben.
Entlassungen beim Personal: Vor dem Deal kursierten Gerüchte, dass Musk 75 Prozent der Angestellten entlassen werde, sagt SRF-USA-Korrespondentin Barbara Colpi. «Musk hat das zwar abgestritten, aber die Angestellten haben Angst», sagt sie. Die Belegschaft würde so von rund 7500 auf 2000 Personen reduziert. Die Angestellten befürchten, dass es mit so wenig Personen nicht mehr möglich sein werde, die Inhalte zu kontrollieren.
Elon Musk und die Meinungsfreiheit: Der Tesla-Chef hatte im Vorfeld betont, er werde die Plattform von aus seiner Sicht zu starken Einschränkungen der Meinungsfreiheit befreien. Kritiker befürchten jedoch, dass er damit Hassrede und Hetze Vorschub leistet. So hat die deutsche Regierung am Freitagnachmittag verlauten lassen, man werde in Betracht ziehen, Twitter nicht mehr zu nutzen.
Die Sorge ist nicht ganz unberechtigt. Schliesslich kam in jüngster Vergangenheit vor allem aus dem politisch rechtem Spektrum Kritik an der angeblichen Einschränkung der Meinungsfreiheit. Diese bezog sich hauptsächlich darauf, dass Twitter gegen falsche Informationen zum Coronavirus sowie gegen Gewaltaufrufe von Donald Trump vorging. Auch die Lüge des ehemaligen Präsidenten, der Wahlsieg von Joe Biden sei gestohlen, hat Twitter versucht, zu unterbinden.
Während auch andere Onlineplattformen wie Facebook solche Nachrichten beschränkten, um die Gesundheit der eigenen Nutzerinnen und Nutzer zu schützen und eine Eskalation politischer Spannungen zu verhindern, vertrat Musk die Haltung, dass ein solches Vorgehen gegen den Willen der Menschen geschehe. Gleichzeitig sagte Musk im vergangenen Mai allerdings, die strikteren Gesetze der EU bezüglich Hass und Hetze auf Onlineplattformen zu respektieren.
Rechtzeitig für Trump?: «Musk hat schon vor Monaten angekündigt, dass – wenn er Twitter besitzt – Trump wieder twittern dürfe», sagt SRF-USA-Korrespondentin Barbara Colpi. Twitter hat das Konto von Trump im Januar 2021 gesperrt, nachdem er sich lobend über seine Anhänger geäussert hatte, als diese am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten. Bevor das Konto von Trump gesperrt wurde, hat er fast 90 Millionen Menschen erreicht. Trump hat sich auch schon zur Übernahme geäussert. So sagte er am Freitagnachmittag, er sei «glücklich», dass Twitter «in vernünftigen Händen» sei.