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Elon Musk will Twitter umkrempeln
Aus Tagesschau am Vorabend vom 28.10.2022.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 41 Sekunden.

Für 44 Milliarden Dollar Die Übernahme ist erfolgt: Elon Musk ist neuer Twitter-Chef

Direkt nach der Übernahme soll Musk einige Chefs entlassen haben. Auch Donald Trump hat sich bereits zum Deal geäussert.

Vollzogene Übernahme: Der Deal ist unter Dach und Fach: Kurz vor Ablauf der von einer Richterin gesetzten Frist hat der Techmilliardär Elon Musk die Nachrichtenplattform Twitter übernommen. Twitter informierte die US-Wertpapieraufsicht SEC über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme. Laut Berichten hat Musk rund 44 Milliarden Dollar bezahlt – einen Betrag, den er in der Vergangenheit als «offensichtlich» zu hoch einstufte.

Finanziell schwächelnder Vogel

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Tatsächlich stellt sich die Frage, wie Musk den blauen Vogel finanziell wieder zum Abheben bringen könnte. Immerhin schreibt Twitter seit Jahren nahezu immer rote Zahlen. Musk betonte allerdings, dass der Kauf «langfristiges Potenzial» berge.

Unklar ist aber, wie er dieses Potenzial ausschöpfen will. Aufhorchen liess diesbezüglich seine aussenpolitische Äusserung, wonach Taiwan eine «Sonderverwaltungszone» unter chinesischer Herrschaft werden sollte. Dies haben einige Expertinnen und Experten als Annäherungsversuch an die Volksrepublik China interpretiert.

Weil Musk seinen Reichtum vor allem seinen Aktien als Tesla-Chef verdankt und er in der chinesischen Wirtschaftsmetropole Schanghai zugleich ein grosses Werk besitzt, wird befürchtet, dass Musk Eingeständnisse bei der Meinungsfreiheit auf Twitter machen könnte, um sich mit der Führung in Peking gut zu stellen.

Entlassene Chefs: Kurz nach der Übernahme hat Musk gemäss US-Medien-Berichten den bisherigen Firmenchef Parag Agrawal, den bisherigen Finanzchef Ned Segal, die bisher für den Kampf gegen Hassrede und Falschinformation zuständige Managerin Vijaya Gadde und gemäss Finanzdienst Bloomberg auch den bisherigen Chefjuristen Sean Edgett entlassen. Die «New York Times» schreibt, mindestens einer der genannten Manager sei aus der Firmenzentrale hinaus eskortiert worden. Laut einem Insider wird Musk vorerst selbst den Chefposten bei Twitter übernehmen, ihn aber später abgeben.

Auf dem Bild ist Elon Musk zu sehen.
Legende: Nach einem langen Hin und Her hat Elon Musk Twitter gekauft. Reuters/Mike Blake

Entlassungen beim Personal: Vor dem Deal kursierten Gerüchte, dass Musk 75 Prozent der Angestellten entlassen werde, sagt SRF-USA-Korrespondentin Barbara Colpi.  «Musk hat das zwar abgestritten, aber die Angestellten haben Angst», sagt sie. Die Belegschaft würde so von rund 7500 auf 2000 Personen reduziert. Die Angestellten befürchten, dass es mit so wenig Personen nicht mehr möglich sein werde, die Inhalte zu kontrollieren.

Elon Musk und die Meinungsfreiheit: Der Tesla-Chef hatte im Vorfeld betont, er werde die Plattform von aus seiner Sicht zu starken Einschränkungen der Meinungsfreiheit befreien. Kritiker befürchten jedoch, dass er damit Hassrede und Hetze Vorschub leistet. So hat die deutsche Regierung am Freitagnachmittag verlauten lassen, man werde in Betracht ziehen, Twitter nicht mehr zu nutzen.

Die Sorge ist nicht ganz unberechtigt. Schliesslich kam in jüngster Vergangenheit vor allem aus dem politisch rechtem Spektrum Kritik an der angeblichen Einschränkung der Meinungsfreiheit. Diese bezog sich hauptsächlich darauf, dass Twitter gegen falsche Informationen zum Coronavirus sowie gegen Gewaltaufrufe von Donald Trump vorging. Auch die Lüge des ehemaligen Präsidenten, der Wahlsieg von Joe Biden sei gestohlen, hat Twitter versucht, zu unterbinden.

Einschätzungen von SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren

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«Elon Musk wird das Unternehmen privat führen, wird also keinen Aktionären und Aktionärinnen Rechenschaft schuldig sein. Dies bedeutet wohl auch, dass weniger an die Öffentlichkeit dringen dürfte, welche Änderungen es bei Twitter gibt.

Wie sich die Plattform unter Elon Musk allerdings ändert, ist schwierig vorauszusehen. Musk hat sich in der Vergangenheit nicht immer an das gehalten, was er versprochen hat. So steht derzeit beispielsweise im Raum, ob die Nutzerinnen und Nutzer für den Dienst bezahlen sollen, wenn sie einem bestimmten Content folgen wollen. Vieles ist jedoch noch unklar.

Es wird auch befürchtet, dass es wieder mehr Hass und Hetze geben wird. Diese Annahme könnte sich durchaus bestätigen, nur schon deshalb, weil Musk angekündigt hat, einen grossen Teil der Belegschaft zu entlassen. Dies dürfte vor allem Personen treffen, die für die Moderation der Inhalte oder auch mit der automatischen Erkennung von Spam und Hassrede beschäftigt waren.

Allerdings ist wohl auch Musk bewusst, dass eine Plattform, auf der eine solche Gesprächskultur dominiert, kein attraktiver Ort für Werberinnen und Werber ist. Er selbst hatte in einem Brief erwähnt, dass Twitter nicht zu einer Höllenlandschaft werden dürfe, in der alles ohne Konsequenzen gesagt werden könne.»

Während auch andere Onlineplattformen wie Facebook solche Nachrichten beschränkten, um die Gesundheit der eigenen Nutzerinnen und Nutzer zu schützen und eine Eskalation politischer Spannungen zu verhindern, vertrat Musk die Haltung, dass ein solches Vorgehen gegen den Willen der Menschen geschehe. Gleichzeitig sagte Musk im vergangenen Mai allerdings, die strikteren Gesetze der EU bezüglich Hass und Hetze auf Onlineplattformen zu respektieren.

Rechtzeitig für Trump?: «Musk hat schon vor Monaten angekündigt, dass – wenn er Twitter besitzt – Trump wieder twittern dürfe», sagt SRF-USA-Korrespondentin Barbara Colpi. Twitter hat das Konto von Trump im Januar 2021 gesperrt, nachdem er sich lobend über seine Anhänger geäussert hatte, als diese am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten. Bevor das Konto von Trump gesperrt wurde, hat er fast 90 Millionen Menschen erreicht. Trump hat sich auch schon zur Übernahme geäussert. So sagte er am Freitagnachmittag, er sei «glücklich», dass Twitter «in vernünftigen Händen» sei.

Das Hin und Her vor dem Kauf

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Musk hatte die Übernahme von Twitter selbst in die Wege geleitet. Später hatte er versucht, vom Kauf zurückzutreten, unter Verweis auf falsche Angabe zur Zahl von Fake-Accounts. Twitter zerrte ihn vor Gericht und Musk erklärte sich bereit – falls das Verfahren eingestellt wird – Twitter zum ursprünglichen Preis zu kaufen.

Durch den Kauf von Twitter wäre somit auch ein Rechtstreit zwischen dem angeblich reichsten Mann der Welt und dem Internetriesen vom Tisch.

Tagesschau, 28.10.2022, 18:00 Uhr ; 

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