Alleine sind sie zu klein, zusammen werden sie zur Nummer 4 auf dem globalen Automarkt, hinter VW, Toyota und Renault-Nissan. Dieser Logik folgt die angestrebte Fusion von Fiat Chrysler und dem Peugeot-Konzern PSA.
In Zeiten von stagnierenden Neuwagenverkäufen in der industrialisierten Welt und dem Druck, fossil befeuerte Antriebstechnologien mit Elektromotoren zu ersetzen, sind Grösse und mögliche Synergien ein wichtiger Faktor, um längerfristig eine Zukunft auf diesem Markt zu haben.
Und just Elektroautos hat Fiat Chrysler bislang sträflich vernachlässigt. PSA hat zwar erste Schritte in die elektrische Richtung unternommen, gilt aber keineswegs als Treiber dieser Entwicklung. Das Zusammengehen wird erlauben, hier kräftiger zu investieren. Immerhin beziffern die beiden fusionswilligen Konzerne die Synergien, die durch die Fusion entstehen würden, auf 3.7 Milliarden Euro pro Jahr.
Chancen
Doch was kommt da genau zusammen? Die beiden Konzerne haben ein sehr ähnlich positioniertes Produktangebot. Vor allem im unteren bis mittleren Preissegment und bei den Nutzfahrzeugen gibt es viele Überlappungen. Fiat Chrysler ist jedoch im Luxus- und Sport-Segment etwa mit Maserati oder Alfa Romeo stärker aufgestellt.
Augenfällig ist der geografische Aspekt der geplanten Grosshochzeit. Fiat Chrysler ist stark in den USA präsent und hat mit den Marken Jeep, Dodge oder Ram auch die entsprechenden Trucks und Pickups im Angebot, die auf diesem Markt nachgefragt werden.
Kurzum: Die Fusion bietet die Möglichkeit, durch eine sinnvolle Integration das Produktsortiment zu straffen und mit der Vereinheitlichung von Plattformen und Antrieben die Kosten in der Herstellung zu senken. Auf der Verkaufsseite lockt hingegen die bessere geografische Abdeckung.
Risiken
Doch das Fusionsprojekt ist enorm komplex. Es wird viel Management-Ressourcen binden. Das kann den neuen Autogiganten just in dem Moment bremsen, in dem die weitere Entwicklung der Elektroantriebe beschleunigt werden müsste.
Auch die politische Ausgangslage ist nicht zu unterschätzen. Fiat Chrysler liess die Fusionspläne mit Renault Nissan im vergangenen Juni mit der Begründung fallen, dass die Voraussetzungen wegen der Beteiligung des französischen Staats bei Renault zu abenteuerlich wären.
Bei der Fusion mit PSA ist nicht nur der französische Staat involviert, über das Joint-Venture mit Dongfeng gibt es eine Verbindung nach China und via Opel sitzt auch Deutschland am Tisch. Deshalb erstaunt es kaum, dass bei der Bekanntgabe der Fusionspläne mögliche Werkschliessungen ausgeklammert wurden. Nach vollzogener Fusion werden sich solche Abwägungen aber kaum ausschliessen lassen.
VW als Vorbild?
Den Händlern und Garagisten, die mit Autos aus diesen Konzernen verbunden sind, steht eine holprige Zukunft bevor. Denn es droht ihnen die Gefahr, dass der neue Gigant das Service- und Händlernetz straffen will.
Für die Kunden der Marken von PSA und Fiat Chrysler verspricht die Fusion hingegen längerfristig mehr Innovation, besser durchdachte sowie abgestimmte Modellpaletten. Hier könnte VW mit seinen Marken von Audi über Bentley und Bugatti bis Seat als Vorbild dienen.