Was ist passiert? Der Kurs der Aktie des Unternehmens Gamestop hat sich im Verlauf des Januars vervielfacht. Bewegte sich der Kurs im Jahr 2020 grösstenteils unter der 10-Dollar-Marke, erreichte er Ende Januar Höchststände von zeitweise 380 Dollar.
Wie kam es zu diesem Kursanstieg? Es sind vor allem Kleinanleger, die den Kurs in schwindelerregendem Tempo treiben. Diese sind Mitte Januar massenweise bei Gamestop eingestiegen. Sie versuchen, professionelle Investoren auszuspielen, die sogenannte Leerverkäufe tätigen. Da die Hedgefonds-Manager die Aktie als überbewertet ansehen, wetten sie auf einen Kurseinbruch und verpflichten sich mit diesen Leerverkäufen in Zukunft bei tieferem Preis Aktien zu kaufen.
Als der Aktienpreis von Gamestop explodiert, geraten die Hedgefonds in Probleme: Sie müssen die immer teureren Gamestop-Aktien kaufen, um nicht noch mehr Geld zu verlieren. Dies wiederum führt dazu, dass der Preis der Gamestop-Aktie immer höher steigt – und damit auch die Verluste der Hedgefonds. Ein klassischer «Short Squeeze» entsteht.
Welche Dimension hat dieses Phänomen angenommen? Was an den amerikanischen Börsen gerade passiert, kann durchaus als eine Art Rebellion bezeichnet werden. Eine neue Generation von Tradern hat sich auf Plattformen wie Reddit und Twitter versammelt. Sie positionieren sich gegen die professionellen Investoren. Ihre Deals wickeln viele von ihnen über Handelsplattformen wie zum Beispiel Robinhood ab. Durch die enorm hohe Beteiligung – man spricht von mehreren Millionen Hobby-Spekulanten – können sie einen extremen «Short Squeeze» erreichen.
Ist Gamestop ein Einzelfall? Solch extreme Kurskapriolen sind auch bei anderen Unternehmen zu beobachten. In der Vergangenheit war es die Autovermietung Hertz, aktuell sind auch bekannte Unternehmen wie Blackberry, Nokia oder die bekannte Kinokette AMC betroffen, die eigentlich im Abschwung sind und um die nun wieder ein Hype entsteht.
Wie geht es weiter? In der Zwischenzeit ist diese Zockerei in den USA zu einer Staatsangelegenheit geworden. Politiker und Politikerinnen wie etwa Ted Cruz, Alexandria Ocasio-Cortez und Elizabeth Warren haben sich zur Situation geäussert. Sie kritisieren die Entscheidung von Robinhood, den Kauf der Gamestop-Aktie auszusetzen. Auch das Weisse Haus beobachtet die Lage.