Wie mache ich mehr aus meinem Geld? Um diese Frage dreht sich alles auf den Social-Trading-Plattformen wie Etoro und Wikifolio.
Private Anleger veröffentlichen hier ihre Anlagestrategien und teils unerfahrene Anleger können diese dann mit wenigen Klicks kopieren. Wie spekulativ das Geschäft dabei ist, lässt sich auf den ersten Blick nur schwer erkennen.
Von der Vergangenheit auf die Zukunft schliessen
Die Portfolios werden ansprechend präsentiert und die vielen grünen Zahlen verlocken. Dabei vergessen unerfahrene Anleger schnell, welche Risiken dahinter stecken.
Denn die grünen Zahlen stehen für die vergangene Performance. Was in der Zukunft passiert, lässt sich nicht sagen. Und das sei das Problem, sagt Isabella Kooij, Doktorandin an der Universität Zürich.
Kooij forscht bereits seit mehreren Jahren auf dem Gebiet Social Trading und weiss auch, dass die Renditen teilweise alles andere als hoch sind.
Doch neben den Renditen stellt sich noch viel mehr die Frage: Wie viele Anleger verlieren eigentlich ihr Geld auf diesen Plattformen?
«Weltweit haben ungefähr 70 Prozent der Trader bei uns eine negative Performance. Doch bei den Kopierern und Langzeit-Investoren ist die Zahl wesentlich niedriger», sagt Dennis Austinat, der Leiter von «eToro» Deutschland, Österreich, Schweiz.
Lediglich 30 Prozent machen Gewinn. Das regt zum Nachdenken an. Obwohl Etoro dies alles öffentlich preisgibt, scheint das nur wenige Anleger abzuschrecken. Das Jahr 2020 war nämlich sowohl für Etoro als auch für Wikifolio sehr erfolgreich.
Beide Plattformen haben einen starken Nutzerzuwachs verspürt. In der Schweiz haben sich die Anmeldungen gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Etoro selbst spricht schweizweit von rund 100'000 Nutzern. In der ganzen Welt sind es über 16 Millionen.
Es ist aber nicht nur die optische Ähnlichkeit mit Facebook, der die Anleger in Scharen auf die Plattform lockt. Denn auch die tiefen Gebühren scheinen bei den Anlegern hervorragend anzukommen. Beide Plattformen liegen im Vergleich zu den herkömmlichen Finanzinstituten deutlich unter dem dort üblichen Preisniveau.
Geld verlieren, Geld gewinnen
Während Wikifolio eine Zertifikatsgebühr von 0.95 Prozent einkassiert, verdient Etoro sein Geld etwas anders. Der eingetragene Broker erzielt seine Umsätze durch den Spread. Also die Spanne zwischen Angebots- und Nachfragekurs.
Doch wo sich Geld gewinnen lässt, kann man auch Geld verlieren. Zudem lauern weitere Gefahren. Trading hat ein grosses Suchtpotenzial. Und solche Plattformen, die einen möglichst hürdenfreien Zugang bieten wollen, können diese Gefahr verstärken, wie Renanto Poespodihardjo, Leitender Psychologe am Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen in Basel sagt: «Je mehr Menschen sich dem zuwenden, umso mehr Menschen werden auch daran dem Thema erkranken.»
Wie mache ich mehr aus meinem Geld? Etoro und Wikifolio mögen zwar einen einfachen Einstieg in die Finanzmärkte für unbedarfte Anleger bieten – doch die sollten sich nicht von den Rendite-Versprechen anderer Benutzer blenden lassen.
Denn die Mechanik der Finanzmärkte können die Plattformen nicht aushebeln. Wer Rendite erzielen will, geht auch ein Risiko ein. Und dieses Risiko muss in die Überlegungen einbezogen werden.