Es herrscht ein Lehrstellenüberschuss wie selten zuvor. Während man 2003 noch im Krisenmodus von einem Lehrstellenmangel sprach, wuchs die Zahl der unbesetzten Lehrstellen im letzten Jahr auf 11'700. Und auch 2019 finden viele Unternehmen nicht genügend Lernende.
Katrin Frei, Ressortleiterin Berufsbildung beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation blickt aber optimistisch in die Zukunft. Geburtenstärkere Jahrgänge dürften die Situation längerfristig beruhigen.
SRF: Frau Frei, welchen Trend sehen Sie momentan auf dem Lehrstellenmarkt?
Katrin Frei: Im Moment ist der Lehrstellenmarkt entspannt. Es gibt viel mehr Lehrstellen als Jugendliche. Das ist natürlich vor allem für die Jugendlichen angenehm, weil sie eine gute Auswahl an Lehrstellen haben. Anders sieht es für die Lehrbetriebe aus; diese haben entsprechend eher Mühe, geeignete Jugendliche zu finden.
Wie kam es zu dieser Situation?
Das liegt an der demographischen Entwicklung. Im Moment haben wir rückläufige Schulabgängerzahlen, weil die geburtenschwachen Jahrgänge aus der Schule kommen. Das wird sich aber in Bälde ändern. Ab 2020 rechnen wir wieder mit mehr Lehrverhältnissen in der beruflichen Grundbildung.
Immer mehr Jugendliche wählen den gymnasialen Weg. Wie gross ist der Problemdruck für die Lehrbetriebe?
Wir sehen im Moment nicht, dass das Gymnasium wirklich sehr viele Jugendliche abzieht.
Beide Wege werden nach wie vor ihre Berechtigung haben.
Wir haben nach wie vor das Verhältnis von einem Drittel, die ans Gymnasium gehen, und zwei Drittel, die in die Berufsbildung gehen. Auch wenn wir die Prognosen anschauen, sehen wir eigentlich, dass beide Wege nach wie vor ihre Berechtigung haben werden.
Wie wahrscheinlich ist es, dass man wieder in eine Krise gerät wie zuletzt 2003?
Auch wenn es mehr Jugendliche geben wird, die eine Lehrstelle suchen, glauben wir nicht, dass wir in eine Krise geraten. Wir sind einfach viel besser vorbereitet als damals. In der letzten Lehrstellenkrise haben wir Instrumente aufgebaut, die wir jetzt gut einsetzen können.
Das Gespräch führte Omar Zeroual.