- Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt zum sechsten Mal seit Sommer 2024 die Leitzinsen im Euroraum.
- Der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins wird um 0.25 Prozentpunkte auf 2.5 Prozent verringert, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
- Die Bekämpfung der Inflation komme gut voran. Niedrigere Zinsen helfen der schwächelnden Konjunktur im Euroraum, weil Kredite tendenziell günstiger werden.
Für Sparerinnen und Sparer hingegen ist die erneute Leitzinssenkung keine gute Nachricht: Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für Gelder, die sie bei der EZB parken, senken sie meist die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kundschaft. Auf die Bauzinsen dürfte die erneute Leitzinssenkung hingegen keinen Einfluss haben, der Zinsschritt ist Experten zufolge schon eingepreist.
Die EZB senkt nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können weiter: Statt 2.9 Prozent werden dafür nach der jüngsten Entscheidung des EZB-Rates 2.65 Prozent Zinsen fällig.
Weitere Zinssenkungen erwartet
Volkswirte erwarten, dass die EZB den Einlagenzins bis Sommer noch etwas weiter heruntersetzen wird. Denn Handelskonflikte mit den USA könnten die Wirtschaft im Euroraum zusätzlich unter Druck setzen.
Für weitere Zinssenkungen spricht auch, dass die Notenbank ihr Ziel stabiler Preise in greifbarer Nähe sieht. Bei mittelfristig 2.0 Prozent Inflation sieht die EZB ihr Hauptziel stabiler Preise und somit einer stabilen Währung im Euroraum erreicht.
Dieser Wert gilt als weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten ebenso wie zu stark steigende Preise als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird.
Inflation im Euroraum geht weiter zurück
Im Februar lagen die Verbraucherpreise im Euroraum einer ersten Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge um 2.4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Zuvor war die Inflationsrate im Währungsraum vier Monate in Folge bis auf 2.5 Prozent im Januar gestiegen.
Ab dem Sommer 2022 hatte sich die EZB mit kräftig steigenden Zinsen gegen eine historische Teuerungswelle im Euroraum gestemmt. Der russische Angriff auf die Ukraine liess vor allem die Preise für Energie und Lebensmittel nach oben schnellen. Inzwischen ist die Inflation im Euroraum von ihrem Rekordhoch bei 10.7 Prozent im Herbst 2022 wieder weit entfernt: Im Jahresschnitt 2024 lag sie bei 2.4 Prozent.
Warnungen vor zu starken Zinssenkungen
Weil Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump die Teuerung anheizen könnten, warnen manche Notenbanker vor zu weitgehenden Zinssenkungen.
Kürzlich hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel eine Diskussion über ein Ende der Serie von Zinssenkungen angeregt: «Wir nähern uns dem Punkt, an dem wir möglicherweise bei den Zinssenkungen pausieren oder stoppen müssen», sagte Schnabel der «Financial Times».