Zum Inhalt springen

Zentralbanken Schweiz und EU SNB mit Riesengewinn – EZB mit happigem Verlust

Die Schweizerische Nationalbank macht einen Gewinn von 81 Milliarden Franken. Die Europäische Zentralbank einen Verlust von 8 Milliarden Euro. Wie passt das zusammen?

Wie macht die Schweizerische Nationalbank 81 Milliarden Franken Gewinn? Die Schweizerische Nationalbank verwaltet ein Vermögen von mehr als 750 Milliarden Franken, das sind die Fremdwährungspositionen. Darauf hat die SNB im vergangenen Jahr einen Ertrag von 67 Milliarden Franken gemacht. Das sind Kursgewinne auf Aktien ausländischer Unternehmen und auch Gewinne aus den Devisenkursen – Dollar, Euro und das britische Pfund sind teurer geworden, was zu einem Buchgewinn führt. Einen grossen Gewinn machte die Nationalbank im vergangenen Jahr auch mit dem Gold. Auf den Frankenbeständen wiederum gab es einen Verlust. Das sind die Zinsen, welche die Nationalbank den Geschäftsbanken in der Schweiz bezahlen muss.

Grosse Schwankungen von Jahr zu Jahr: Das Ergebnis der Schweizerischen Nationalbank schwankt von Jahr zu Jahr enorm. 2022 resultierte der grösste Verlust in der Geschichte der Nationalbank: ein Verlust von 132 Milliarden Franken. Im vergangenen Jahr folgte ein Rekordgewinn von 81 Milliarden Franken. Für die Schwankungen gibt es hauptsächlich zwei Gründe: Die SNB bewertet sämtliche Positionen in der Buchhaltung mit dem realen Marktwert. Das heisst, wenn zum Beispiel die Aktienkurse schwanken, dann schlägt dies unmittelbar durch – Stichtag ist jeweils der 31. Dezember. Kommt hinzu, dass die Bilanz der SNB seit der Finanzkrise stark angewachsen ist, das heisst, die SNB ist anfälliger auf Schwankungen an der Börse und den Devisenmärkten.

EZB mit viel stabilerem Ergebnis: Im Gegensatz zur Schweizerischen Nationalbank weist die Europäische Zentralbank ein viel stabileres Ergebnis aus – zumindest auf dem Papier. Jahrelang bewegte sich der Gewinn in engen Spannen – zwischen einer und zwei Milliarden Euro. Erst in den beiden vergangenen Jahren rutschte die EZB in die roten Zahlen.

Im Gegensatz zur Schweizerischen Nationalbank bewertet die Europäische Zentralbank ihre Positionen in der Buchhaltung nur teilweise zum aktuellen Marktwert – stattdessen werden die Wertpapiere zum Teil zum Anschaffungswert verbucht. Das führt dazu, dass die einzelnen Positionen stabiler sind und weniger schwanken. Diese Buchungsmethode ist umstritten: «Ich würde es begrüssen, wenn die EZB die tatsächlichen Marktwerte ausweisen würde, dies würde zu einer besseren Transparenz führen», sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, gegenüber SRF. Das System der Schweizerischen Nationalbank mit der Bewertung zu den aktuellen Marktpreisen sei transparenter – auch wenn dies zu stärkeren Schwankungen im Ergebnis führe.

Weshalb macht die EZB einen Verlust von 8 Milliarden Euro? Die Europäische Zentralbank hat im vergangenen Jahr vor allem mit den Zinsen Geld verloren. Sie bezahlt den Banken hohe Zinsen und erzielt gleichzeitig aus den ausstehenden langfristigen Anleihen nur bescheidene Einnahmen. Dieser Effekt ist bei den europäischen Zentralbanken viel grösser als bei der SNB. Einen Teil der Verluste verbucht die EZB in der eigenen Bilanz. Weitere Verluste sammeln sich bei den nationalen Zentralbanken des Euroraums. Die deutsche Bundesbank zum Beispiel hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 19 Milliarden Euro gemacht, so viel wie noch nie. Die hohen Zinsen sind eine Belastung und führen zu roten Zahlen. Eine Gewinnausschüttung gibt es in Deutschland keine.

Rendez-vous, 3.3.2025, 12:30 Uhr

Meistgelesene Artikel