Für den früheren Bankchef Boris Collardi dürfte die Sache erledigt sein. Die Finanzmarktaufsicht Finma erteilt ihm zwar öffentlich eine schriftliche Rüge, weil die Privatbank Julius Bär unter seiner Leitung nicht genügend vorgekehrt hat, um Geldwäscherei-Fälle zu verhindern. Mehr aber nicht.
Systematische Mängel festgestellt
Dabei hatte die Finma systematische Mängel im Risikomanagement der Bank festgestellt. Und zwar im mutmasslichen Korruptionsfall rund um einen venezolanischen Erdölkonzern und in einem mutmasslichen Korruptionsfall rund um den Fussballverband Fifa: Trotz klarer Hinweise auf Geldwäscherei-Risiken habe die Bank wiederholt nicht oder nicht entschieden genug reagiert. Die Bank musste darauf auf Geheiss der Aufsichtsbehörde ihr Geldwäscherei-Abwehrdispositiv verstärken.
Doch wer ist persönlich verantwortlich dafür, dass das Geldwäscherei-Abwehrdispositiv offensichtlich versagt hat und Risiken nicht sorgfältig abgeklärt wurden? Um das herauszufinden, hat die Finma nun ein Verfahren gegen einen Manager eröffnet. Gegen wen, ist nicht bekannt.
Finma verneint direkte und kausale Verantwortung
Weitere Manager, darunter Ex-Chef Collardi, haben keine harten Konsequenzen zu tragen. Collardi war als oberster Chef verantwortlich für die Bank, die Firmenkultur und auch für die systematischen Mängel im Risikomanagement.
Aber die Finma kann eine harte Sanktion wie ein Berufsverbot nur dann aussprechen, wenn einer Person eine direkte, individuelle und kausale Verantwortung für schwere Vergehen gegen Aufsichtsrecht nachgewiesen werden kann. Das ist bei Collardi gemäss Finma nicht möglich.
Kaum abschreckende Wirkung
Fazit: Die Finma hat zwar nicht nur die Bank als Institution gerüffelt, sondern auch einzelne Manager persönlich ins Visier genommen. Sogar den obersten Chef Boris Collardi. Mit den Konsequenzen wird er aber gut leben können. Er reagierte heute denn auch befriedigt. Und die Privatbank Pictet, bei der er inzwischen Partner ist, stellte sich demonstrativ hinter ihren Spitzenbanker – trotz öffentlicher Rüge der Aufsichtsbehörde.
Ob das andere Bankmanager dazu bringt, künftig genau hinzuschauen und Geldwäscherei-Risiken konsequent anzugehen, wenn schöne Gewinne winken, darf bezweifelt werden. Eine abschreckende Wirkung dürfte der Fall «Julius Bär» jedenfalls kaum haben.