- Firmen, die für Mann und Frau gleiche Löhne bezahlen, können sich dafür zertifizieren lassen.
- Immer mehr Firmen wollen das. Denn das lässt sie besser da stehen.
- Doch: Führt diese Etikette tatsächlich zu gerechteren Löhnen?
Firmen, die sich für ihre gerechten Löhne auszeichnen lassen wollen, müssen die Löhne ihrer Angestellten offen legen. Auf die Finger schauen ihnen Lohn-Spezialisten wie Loran Lampart: «Die meisten Firmen bestehen die Lohngleichheit. Nichtsdestotrotz ist ganz klar, dass bei den meisten Firmen noch Lohndifferenzen vorhanden sind.»
Das heisst: Eine absolute Gerechtigkeit gibt es praktisch bei keiner Firma. Ist der Lohnunterschied aber kleiner als fünf Prozent stellt Loran Lampart der Firma ein Lohn-Gütesiegel aus.
«Wir spüren eine enorme Nachfrage der Firmen»
Die Recherche zeigt: Im Moment haben schweizweit nur wenige Firmen ein solches Zertifikat. Es tue sich aber etwas, beobachtet Lampart: «In den letzten 18 Monaten, seit das Gleichstellungsgesetz revidiert wurde, spüren wir eine enorme Nachfrage.»
Das neue Gleichstellungsgesetz schreibt zwar nicht vor, dass Firmen ein solches Gütesiegel brauchen. Aber grössere Unternehmen müssen künftig ihr Lohnsystem auf Lohnunterschiede zwischen Frau und Mann zumindest testen lassen. Das sensibilisiere Firmen, so Lampart.
Unternehmen wollen noch einen Schritt weiter gehen
Einige Firmen wollen offenbar noch einen Schritt weiter gehen, beobachtet auch Gudrun Sander, die sich an der Universität St. Gallen mit Gleichstellungsfragen beschäftigt. Die Lohnfrage sei wichtig sowohl für die Aussenkommunikation wie für die Kommunikation auch nach Innen – um sich gegenüber den Mitarbeitenden als attraktiver Arbeitgeber oder als attraktive Arbeitgeberin zu positionieren, sagt sie.
Lohngerechtigkeit scheint also immerhin zu etwas zu werden, mit dem sich Firmen gerne schmücken – wenn auch nur langsam. So oder so garantiert ein solches Zertifikat aber nicht zwingend absolute Lohngleichheit.
HeuteMorgen vom 9.3.2020, halp;snep