Wer seine Katze ins «Aristotel» gibt, kann für sie Reiki-Therapien mit Heilkristallen hinzubuchen. Oder ein Candle Light Dinner. Auch Geburtstagsparties sind möglich: mit Prosecco, Kuchen und Disco.
Elisabetta Morandi, die das Katzenhotel in Siebnen (SZ) gemeinsam mit Johann G. Rengucci führt, sagt, dass Geld für die meisten keine Rolle spiele: «Ich hatte bis jetzt in diesen zweieinhalb Jahren, wo wir im Geschäft sind, nur zweimal Kunden, die abgesagt haben, weil es ihnen zu teuer war.»
Vierstellige Summe fürs Hotel
Jede Katze hat eine «Suite», in die sie sich zurückziehen kann. Je nach Grösse kostet diese 49.90 oder 91.90 Franken pro Tag. Da die meisten Tiere zwei bis drei Wochen bleiben, während ihre Halterinnen und Halter in die Ferien gehen, kann schnell eine vierstellige Summe zusammenkommen.
Auch wenn zurzeit nur drei Katzen zu Gast sind: Die Ferien seien in der Regel ausgebucht.
Dass Katzenfreunde ausgabefreudig sind, stellt man auch beim Versandhändler Digitec Galaxus fest. Dort hat sich der Absatz von Katzenprodukten im Vergleich zu vor der Pandemie verzehnfacht, der Umsatz fast versiebenfacht.
Besonders Katzenfutter, Katzenstreu und Transportboxen sind häufiger bestellt worden. Hier beträgt die Absatzsteigerung jeweils rund 3000 Prozent.
Auch die Detailhändler Coop und Migros bestätigen, dass der Umsatz mit Katzenprodukten gestiegen ist. Zahlen nennen sie nicht. Coop schreibt: «Bei Katzennahrung, insbesondere Snacks, klumpendem Katzenstreu und Zubehör wie beispielsweise Pflege- oder Spielartikel stellten wir ein überdurchschnittliches Wachstum der Nachfrage fest.»
Mehr zuhause, mehr online
Digitec Galaxus proftiert gleich von zwei Trends, die aus der Corona-Pandemie geblieben sind: Die Menschen geben mehr Geld für zuhause aus. Und sie kaufen häufiger online ein.
Kunden und Kundinnen greifen auch zu immer extravaganteren Produkten. Die Leiterin des Bereichs Supermarkt bei Digitec Galaxus, Karina Stump, nennt Beispiele: «Das fängt an bei kleinen Produkten wie beispielsweise Bachblüten gegen Eifersucht, geht weiter mit teureren Produkten, die App-gesteuert sind und auch Leckerli zuhause ausspucken können und hört irgendwo bei Katzentoiletten auf, die mehrere hundert Franken kosten und selbstreinigend sowie App-gesteuert sind.»
Keineswegs nur Expats und Manager
Im Katzenhotel zählt Elisabetta Morandi viele englischsprechende Menschen zu ihren Kunden. Es seien aber keineswegs nur Expats, die in Siebnen buchen würden: «Es gibt alles. Selbstständig erwerbende Personen, Ärzte, Manager, aber auch ganz normale Menschen mit ganz normaler Arbeit, wie Handwerker.»
Es sei weniger der Luxus, den die Menschen suchten. «Sie wollen die Sicherheit haben, dass man ihre Katze gut behandelt.»
Die Tierliebe scheint allerdings nicht bei allen Katzenhaltern in der Schweiz auf Dauer angelegt zu sein. So beklagen mehrere Tierheime eine Überlastung. Zudem gibt es nach Schätzungen von Tierschutzorganisationen in der Schweiz 100'000 bis 300'000 verwilderte Katzen.