Die Reichtümer des Vatikans: Der Papst ist nicht nur der Leiter der katholischen Kirche, sondern hat auch die Oberaufsicht über ein riesiges Vermögen. Am wichtigsten sind die Immobilien. Der Vatikan besitzt weltweit rund 5500 Immobilien – vor allem in Italien, aber auch in der Schweiz, Frankreich und England. Es sind Wohnungen, Kirchen, Klöster, Büros und Land. Fast 20 Prozent der Gebäude werden zu marktüblichen Preisen vermietet, 10 Prozent werden subventioniert vermietet und rund 70 Prozent der Gebäude werden frei zur Verfügung gestellt. Für den Haushalt des Kleinstaates sind die Einnahmen aus den Immobilien wichtig. Weitere Einnahmequellen sind der Tourismus und die Spenden. Zum Vatikan gehört zudem die eigene Bank, das Istituto per le Opere di Religione (IOR).
Skandale um die Vatikanbank: Die Vatikanbank wurde ursprünglich zur «Aufbewahrung für fromme Zwecke» gegründet, um die dem Papst zufliessenden Schenkungen, Stiftungen und Testamente zu verwalten. Das Institut wurde erst während des Zweiten Weltkrieges zu einer eigentlichen Bank. Das IOR war jahrzehntelang intransparent, hüllte sich in Schweigen und wurde in den 1980er-Jahren von der Mafia zur Geldwäsche missbraucht. Die Skandale rissen nicht ab.
Franziskus räumt auf: Zwar hatten bereits die Vorgänger Reformen eingeleitet, doch die Vatikanbank und die Finanzen des Vatikans kamen erst unter Papst Franziskus vor gut zehn Jahren zur Ruhe. Er wechselte den Verwaltungsrat der Bank aus und verstärkte die Finanzaufsicht des Vatikans. Die meisten Italiener wurden aus der Aufsicht entfernt und durch ein internationales Gremium ersetzt. Als Folge hat die Bank mehr als 1600 Konti geschlossen, rund 10 Prozent der Kundenbeziehungen wurden beendet.
Der grosse Rückschlag: Im Jahr 2021 erschütterte erneut ein Finanzskandal den Vatikan. Dieses Mal ging es nicht um die Bank, sondern um fragwürdige Investitionen. Der Vatikan kaufte in London eine alte Lagerhalle für 350 Millionen Euro, um daraus Luxuswohnungen zu bauen. Das Problem: Der Vatikan investierte zwar viel Geld, hatte aber keine Stimmrechte im Projekt. Die Folge: Ein Verlust von rund 150 Millionen Euro. Der zuständige Kardinal wurde 2023 vom Gericht im Vatikan zu mehr als fünf Jahren Gefängnis verurteilt, erneut stellten sich Fragen zur Aufsicht.
So steht es heute um die Transparenz: Trotz Rückschlag ist das IOR heute besser geführt und hält sich an internationale Richtlinien. Die Bank publiziert einen Jahresbericht mit den wichtigsten Zahlen. Daraus ist ersichtlich, dass die Vatikanbank 2023 Vermögen im Umfang von 5.4 Milliarden Euro verwaltete und einen Gewinn von knapp 31 Millionen Euro erwirtschaftete. Die Bank beschäftigt 110 Personen und hat 12'400 Kunden. Zur Kundschaft gehören Personen und Institute, die mit dem Vatikan verbunden sind: katholische Institutionen wie Bistümer, Klöster und kirchliche Einrichtungen sowie Priester und Mitarbeitende des Vatikans. Andererseits gibt es keine Offenlegung der Finanzen des Vatikans als Staat. Es gibt im Kirchenstaat kein Parlament, welches die Geschäfte des Papstes kontrollieren oder steuern könnte. Die Konzentration der Macht beim Papst bleibt unangefochten.