Eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey kommt zum Befund: Mit Gesundheits-Apps hätten sich 2019 in der Schweiz gesamthaft 8.2 Milliarden Franken einsparen lassen.
Das wären mehr als 10 Prozent der jährlichen Gesundheitskosten. Gesundheitsapps wären ein Teil der Digitalisierung – nebst Telemedizin-Angeboten und dem elektronischen Patientendossier.
Depressionen per App therapieren
Deutschland ist der Schweiz hier einen Schritt voraus. Seit 2019 besteht bereits die gesetzliche Grundlage, um digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zu verschreiben und über die Krankenkasse abrechnen zu lassen.
Zurzeit sind über 30 Apps als DiGAs registriert und können auf Verschreibung heruntergeladen und angewendet werden. Das Angebot reicht von Apps zur Bewältigung einer Diabetes-Erkrankung, über Hilfestellung bei Auftreten eines Tinnitus bis hin zur Therapierung von Depressionen.
Philomena Colatrella, Geschäftsführerin der CSS Krankenversicherung, sieht die Aufnahme von digitalen Applikationen in den Leistungskatalog der Krankenversicherung auch als einen möglichen Schritt für die Schweiz.
Zu Verschreibungen von analogen Therapien kämen «Rezepte» für digitale Therapien hinzu. Diese könnten einen positiven Einfluss auf die Qualität und die Effizienz der Behandlungen haben, sagt Colatrella.
Vorbehalte bei Qualität und Datenschutz
Die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH sieht die Qualität der Patientenversorgung als Hauptanliegen in der Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Apps könnten durch eine nationale Bewertungsstelle begutachtet werden, um für Patientinnen und Patienten auch wirklich Nutzen bringend zu sein. Auch von zentraler Bedeutung sei die Datensicherheit, welche jederzeit gewährleistet sein müsste.
Hier sieht Gesundheitsökonom Tilman Slembeck eine Herausforderung, denn viele Leute würden ihre Gesundheitsdaten sehr ungern teilen. Erst recht nicht mit der Krankenversicherung.
Kann eine Anonymisierung der Daten gewährleistet werden, sieht der Gesundheitsökonom aber durchaus Potenzial. Das könnte den Einsatz von Gesundheits-Apps in der Schweiz vorantreiben.
Krankenkassenprämien sinken womöglich nicht
Trotz möglichen Einsparungen durch die Nutzung von Gesundheitsapps garantiert dies nicht, dass die Krankenkassenprämien sinken würden, sagt die CSS-Chefin. Die Prämien seien zwar ein Abbild der Kosten, diese würden aber durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu zählen der medizinische Fortschritt, die alternde Gesellschaft und auch das Problem der Überbehandlungen.
Die Digitalisierung könnte die Effizienz und Qualität zwar durchaus steigern. Wie gross schlussendlich aber die Einsparungen ausfallen, sei schwer abzuschätzen.