In Washington haben sich die Finanzministerinnen und -minister der G20-Staaten getroffen. Mit dabei war auch Bundesrat Ueli Maurer. Die G20 stellen sich hinter die Einführung einer Minimalsteuer für Unternehmensgewinne, wie sie die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, vorschlägt.
Damit kommt der Plan einer globalen Mindeststeuer von 15 Prozent auf die Zielgerade. Die grössten multinationalen Konzerne sollen dort besteuert werden, wo sie ihren Umsatz machen.
SRF News: Kommt das Tiefsteuerland Schweiz mit einem blauen Auge davon?
Ueli Maurer: Für die Schweiz sollte die Mindeststeuer umsetzbar sein. Wir rechnen damit, dass gut 200 Firmen mit Sitz in unserem Land betroffen sind. Dazu kommen noch einige tausend ausländische Tochtergesellschaften. Zur Umsetzung braucht es aber eine entsprechende Anpassung der gesetzlichen Grundlagen.
Wo sehen sie Spielraum?
Die Frage, wie wir das umsetzen, ist grundsätzlich noch offen. Es gibt verschiedene Ideen, die wir zurzeit mit den Kantonen, die das Steuerregime ja nun anpassen müssen, und den Unternehmen besprechen. Wir hoffen, dass bei der Bemessungsgrundlage etwas Spielraum besteht. Wir sind ein hoch technologisiertes Land – das bedeutet hohe Abschreibungsraten, damit man wieder investieren kann. Es sollte eigentlich möglich sein, gegenüber weniger entwickelten Ländern etwas Vorsprung zu erhalten.
Die KMUs sind von der OECD-Minimalsteuer ausgenommen. Schafft das nicht auch ein neues Problem – und zwar das der ungleichen Behandlung je nach Unternehmensgrösse?
Das ist ein Problem, das wir noch lösen müssen. Rechtsgelehrte diskutieren zurzeit, ob es dazu eine Verfassungsgrundlage braucht.
Ich glaube, wir können es ohne eine Volksabstimmung lösen, weil die Anpassungen nicht so gross sein werden, wie wir das befürchtet haben.
Grundsätzlich kann man aber sagen, dass das zu lösende Problem nicht so riesig ist, wie es dargestellt wird. Ich glaube, wir können es auch ohne eine Volksabstimmung lösen, weil die Anpassungen schlussendlich nicht so gross sein werden, wie wir das zu Beginn befürchtet haben.
Bis wann kann die OECD-Steuerreform realistischerweise in der Schweiz umgesetzt werden?
Wir brauchen mit der Vernehmlassung, der Gesetzgebung im Parlament und mit der Anpassung in den Kantonen hier wohl drei Jahre. Das ist aber sportlich für unsere Verhältnisse. Das versuche ich denen da immer wieder zu erklären.
Das Gespräch führte Isabelle Jacobi.