Erstmals überhaupt ist der Preis pro Feinunze Gold auf über 2000 US-Dollar gestiegen. Die Nachfrage ist insbesondere an der Börse gross. Aber nicht nur: Schweizerinnen und Schweizer kaufen auch deutlich mehr physisches Gold, in Form von Goldbarren und -Münzen.
Die St. Galler Kantonalbank bestätigt den Kaufrausch auf Anfrage: Fünf Mal so viele Münzen und kleinere Goldbarren von maximal 1000 Gramm habe sie von Januar bis Juli im Vergleich zur Vorjahresperiode verkauft. «Inzwischen decken sich auch Kleinanleger mit Gold ein. Sie handeln Goldprodukte an der Börse oder kaufen das physische Produkt in unseren Filialen», sagt der Anlagechef der Bank, Thomas Stucki.
Physisches Gold als Sicherheit
Auch Goldhändler wie die Firma Degussa stellen eine erhöhte Nachfrage nach Goldwaren fest. Ein Teil der Kundschaft halte Gold als Sicherheit, sagt Degussa-Chef Andreas Hablützel. Denn das Edelmetall verliere seinen Wert nicht durch Inflation. Und eine solche Geld-Entwertung könnte laut Experten langfristig auf uns zukommen, weil die Nationalbanken Corona-bedingt im grossen Stil Geld in Umlauf bringen.
Während in der Schweiz weiter fleissig gekauft wird, hat in Indien inzwischen eine Trendwende stattgefunden. Das stellt Giovanni Staunovo, Rohstoff-Analyst bei der UBS, fest: «Bei Feierlichkeiten und Hochzeiten wird in Indien traditionell nicht Geld, sondern Gold geschenkt. Der hohe Preis wirkt sich jetzt aber negativ auf die Nachfrage nach Gold-Schmuck aus. Die Nachfrage ist sehr preissensitiv.»
Das Goldvreneli jetzt verkaufen?
Wann wird das Edelmetall auch den Schweizern zu teuer? Erste Tendenzen kann Degussa-Chef Andreas Hablützel bereits ausmachen: «Einige Kunden nützen den hohen Goldkurs nun, um Schmuck zu verkaufen, welchen sie eh nicht mehr benötigen.» Diese Kunden seien froh, um den guten «Batzen», den sie dafür bekämen.
Einige Kunden nützen den hohen Goldkurs nun, um Schmuck zu verkaufen, welchen sie eh nicht mehr benötigen.
Das Goldvreneli jetzt zu verkaufen, davon rät Hablützel aber ab. Weil diese nicht mehr hergestellt werden, hätten sie heute viel mehr Wert als gleichschwere Goldstücke in Form von Barren und Münzen. Dem stimmt auch SGKB-Anlagechef Thomas Stucki zu. Es gebe bis jetzt nur wenige Kunden, die ihre Goldvrenelis am Schalter verkauften. Sollte der Goldpreis weiter steigen, könnten aber weitere Personen schwach werden.