Das Geschäft läuft gut. Google sagt, man möchte deshalb auch etwas dem Journalismus zurückgeben und hat die «Google News Initiative» gegründet.
Rund 20 Journalisten haben sich im Google-Hauptquartier in der Nähe des Hauptbahnhofs versammelt. Sie bilden sich weiter. Und sind begeistert: «Sehr spannend, sehr viel Neues gehört. Spannende Tricks und Kniffs. Helfen mir sicher weiter in meinem Leben», sagt der freie Journalist Stephan Camenzind.
Google hat eingeladen. Gratis zu einer Schulung im Rahmen der «Google News Initiative». Eines von mehreren Projekten, mit denen Google Medienschaffende bei ihrer Arbeit unterstützen möchte. Wie Vani Sütcü, derzeit Leiterin des Google Newslabs sagt.
«Das Newslab richtet sich unter anderem direkt an Redaktionen und Journalisten und erarbeitet Wege, mit der Zielgruppe neue Technologien von Google in die Berichterstattung einzuarbeiten.» Einzuarbeiten heisst: Im News Lab in Zürich lernen die Journalisten vor allem, wie man Suchbegriffe für Google definiert, Datenbanken mit Google durchsucht, Tools wie Google Maps und die Bildersuche effektiver nutzen kann.
Gratis-Suche für Nutzerdaten
Mehr als 90 Prozent der Schweizer griffen 2017 auf google.ch als Suchmaschine zurück. In Europa kommt Google gar auf einen Länderschnitt von mehr als 92 Prozent. Google hilft uns bei der Suche nach Bildern und zeigt uns die neuesten Artikel an.
Der Service ist gratis – im Gegenzug liefern wir unsere Nutzerdaten, unser Suchverhalten, und helfen Google dabei, unsere Gewohnheiten kennenzulernen und Werbung personalisiert, zeitgesteuert und regionalisiert anzuzeigen.
Bedrohung für Verlage
Damit wird Google für verschiedene Marktteilnehmer zu einer mächtigen Konkurrenz. Rund eine Milliarde Franken an Werbegeldern soll das US-Unternehmen 2017 laut Schätzungen mit Online-Werbung in der Schweiz verdient haben. Tendenz nach wie vor steigend. Das wäre mehr als die Hälfte des ganzen Online-Werbeetats überhaupt. Für die Schweizer Verlage ist Google darum nicht nur ein Konkurrent – sondern eine regelrechte Bedrohung.
Bei Google sieht man das nicht so. «Wir bei Google sind der Meinung, dass wir nur in Zusammenarbeit mit unseren Partnern, den Verlagspartnern und Medienorganisationen, unsere Produkte entwickeln und auch am Leben erhalten können. Und wir sehen da eine gemeinsame Zukunft mit unseren Partnern», sagt Sütcü von Google Newslab.
Google wäre es mittelfristig am liebsten, wenn sie ohne uns auskommen würden.
Google hat aus diesem Grund bereits vor drei Jahren die «Digital News Initiative» lanciert. Ein 150 Millionen Euro schweres Förderprojekt für europäische Medienunternehmen. Gefördert wird nebst journalistischer Arbeit auch das Entwickeln von Applikationen, wie beispielsweise eine europäische Datenbank für Recherchemedien, um Artikel auszutauschen. Ein ganz kleiner Teil des Geldes fliesst dabei auch in die Schweiz – knapp drei Millionen waren es bisher – keine zwei Prozent.
Die teilnehmenden Journalisten sehen das Engagement des Medienriesen denn auch durchaus kritisch. «Man muss sich schon bewusst sein, dass das Google nicht ‹just for fun› tut. Das Unternehmen möchte ja, dass wir gegenüber Google positiv gestimmt sind», sagt etwa der Journalist Jean-Claude Frick. Auch wenn der Kurs gut gemacht sei: «Aber man muss sich ganz klar bewusst sein: Google wäre es mittelfristig am liebsten, wenn sie ohne uns auskommen würden.»