Es gerät mitunter leicht in Vergessenheit: Aber aus unternehmerischer Sicht verdient eine Bank – vereinfacht gesagt – ihr Geld mit Geld. Davon ist die Schweizer Grossbank Credit Suisse derzeit weit entfernt. Sie weist für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust von 7.3 Milliarden Franken aus.
Es ist der zweithöchste seit 2008, dem Jahr, als sich eine weltweite Finanzkrise manifestierte. Das tieferliegende Problem der Bank: das Vertrauen in sie ist angeknackst. Doch Vertrauen ist für eine Bank die wichtigste Währung.
Hoher Geldabfluss
Das zeigt sich nicht zuletzt an der Kennzahl der Netto-Neugelder. Wie gesagt: Eine Bank verdient ihr Geld mit Geld. Die Credit Suisse verlor über das gesamte vergangene Jahr nach eigenen Angaben rund 123 Milliarden Franken an Kundengeldern. Zu massiven Abzügen kam es vor allem im Herbst nach Gerüchten, dass die Bank vor der Pleite stehe.
Wie also Vertrauen zurückgewinnen? Credit Suisse ist daran, sich strategisch umzubauen: das risikobehaftete Investmentbanking zurückzufahren, die ertragsmässig stetigere Vermögensverwaltung zu stärken und die Kosten über einen deutlichen weltweiten Stellenabbau zu senken.
Doch Wiederaufbau von Vertrauen zeigt sich nicht ausschliesslich über solche Massnahmen. So kürzt das Unternehmen den Bonus-Pool gegenüber dem Vorjahr zwar um 50 Prozent. Doch Boni werden weiterhin gezahlt – trotz des Milliardenverlustes. Aus einer Aussensicht ist das kaum nachvollziehbar. Argumentieren könnte man höchstens noch, es gehe darum, jüngere Mitarbeitende anzubinden oder für die Bank als Arbeitgeber zu gewinnen. Aber wo es verlustbedingt nichts zu verteilen gibt, sollten eben auch Bonuszahlungen ausfallen.
Stetiger Zerfall des Aktienkurses
Fehlendes Vertrauen in die Bank zeigt sich auch im Aktienkurs. Die CS-Titel notieren aktuell noch bei etwa 3 Franken. Es ist ein langsamer, unaufhörlicher Niedergang. Mögen die langjährigen und neuen Anteilseigner aus dem arabischen Raum diese Entwicklung gelassen betrachten, für viele Schweizer Pensionskassen, welche Aktien der zweitgrössten Schweizer Bank notgedrungen als Teil unserer Altersvorsorge in ihren Portfolios halten müssen, ist das alles andere als vertrauenerweckend.
Die Bank erwartet wegen des Ausstiegs aus mehreren Geschäftsbereichen und den Kosten für die Restrukturierung auch in diesem Jahr einen «erheblichen» Vorsteuerverlust, sprich tiefrote Zahlen. Das schafft zwar für einmal immerhin eine gewisse Klarheit, doch wirklich vertrauensfördernd klingt das auch nicht.