Die Credit Suisse hat kein gutes Jahr hinter sich. Die Schweizer Grossbank schreibt einen Jahresverlust von 7.3 Milliarden Franken. CS-CEO Ulrich Körner fokussiert auf eine positive Zukunft. Im Interview erklärt er, wie er das Vertrauen der Kundschaft zurückgewinnen will.
SRF News: Erneut ein Milliardenverlust im vierten Quartal. Das war gewissermassen angekündigt. Wie lange dauert es, bis die CS wieder Gewinn schreibt?
Ulrich Körner: Das Ergebnis 2022 ist insgesamt absolut inakzeptabel. Darum haben wir Ende Oktober eine neue Strategie vorgestellt, die eine zwei- bis dreijährige Transformation beinhaltet. Wir sind in der Umsetzung dieser Strategie und machen sehr gute Fortschritte.
Das Ergebnis im 2022 ist insgesamt absolut inakzeptabel.
Wie sieht es für das laufende Jahr aus? Erneut rote Zahlen?
Wir haben Ende Oktober gesagt, dass wir leider auch im 2023 einen Verlust schreiben werden. Wir tun alles, um den so klein wie möglich zu halten. Aber 2023 ist ein weiteres entscheidendes Jahr in der Transformation, in der wir die neue Credit Suisse gestalten. Und diese wird eine wesentlich stabilere, einfachere Bank sein – gebaut um die Kundenbedürfnisse herum und gleichzeitig abgestützt auf die wirklichen Stärken des Konzerns.
Wie erklären Sie einem breiten Publikum diesen späten und doch sehr teuren Turnaround der CS?
Unser Programm beinhaltet sehr einschneidende Massnahmen. Wir haben es bewusst den radikalen Umbau der Investmentbank genannt. Gleichzeitig haben wir unser transformatives Kostensenkungsprogramm. Beides kostet in der Umsetzung Geld. Aber beides wird dazu beitragen, dass wir in eine langfristig stabile und sehr profitable Zukunft kommen.
Was war der schwierigste Moment im vergangenen Jahr?
Wenn Sie schnell vorwärtsfahren wollen, dann dürfen Sie nicht zu viel in den Rückspiegel schauen. Das ist genau das, was wir machen. Wir sind konzentriert auf unser Programm. Wir setzen um – sehr diszipliniert und so schnell, wie es irgendwie geht. Wir haben viel zu tun, wir sind fokussiert auf unsere Umsetzung. Da ist nicht viel Zeit, zu reflektieren, was besonders schwierig war.
Der Abfluss von Kundengeldern war im Oktober wirklich dramatisch, hat die Kundschaft und die Investoren verunsichert. Offenbar ging dieser Abfluss bis zuletzt weiter. Was tun Sie dagegen?
Wir haben sofort ein sehr umfangreiches Programm gestartet, um mit unseren Kunden im individuellen Kontakt zu sein. Wir haben seitdem mehr als 10'000 Kundengespräche mit unseren Kunden im Anlagegeschäft geführt. Wir haben mehr als 50'000 solcher individuellen Gespräche in der Schweiz geführt. Und das hat sehr, sehr gutes Momentum kreiert. Ich bin überzeugt, dass dieses Momentum mit uns durch 2023 geht.
Im Kern geht es darum, das Vertrauen in die Bank wiederherzustellen. Wie machen Sie das nach all diesen Skandalen und den riesigen Verlusten der letzten Monate und Jahre?
Das ist die Kernfrage. Aus meiner Sicht beinhaltet der einzige Weg zwei Hauptpunkte. Der erste ist, man muss wissen, was man tut und wo man hin will. Und das tun wir.
Das Vertrauen wird ohne Frage zurückkommen. Es wird eine gewisse Zeit dafür brauchen.
Und der zweite ist: Wir müssen konsequent Schritt für Schritt umsetzen. Wir müssen dem Markt, den Leuten, jedem, der die Bank anschaut, der mit der Bank zu tun hat, zeigen: Wir machen genau das, was wir gesagt haben. Und das ist das, was wir tun wollen. Und dann wird das Vertrauen ohne Frage zurückkommen. Es wird eine gewisse Zeit dafür brauchen.
Das Gespräch führte Jan Baumann.