Ein weiterer happiger Verlust im laufenden Quartal – das allein wäre nicht so schlimm. Schliesslich hat die Credit Suisse soeben 4 Milliarden Franken frisches Aktienkapital an Land gezogen. Damit ist nun genug Geld da, um den radikalen Konzernumbau zu bezahlen.
Alarmierend ist aber ein zweiter Punkt. Die Kundschaft zieht massenhaft Gelder ab in der Vermögensverwaltung. Damit droht die Basis des CS-Geschäftsmodells zu erodieren. Denn wenn sich die Konten und Depots leeren, kann die Bank immer weniger Gebühren einnehmen. Das drückt auf den Profit.
Und für eine profitable Zukunft versucht sich die CS gerade neu aufzustellen, indem sie Tausende von Stellen abbaut, Konzernteile verkauft. Indem sie sich künftig stärker aufs Schweizer Bankgeschäft und die internationale Vermögensverwaltung konzentriert.
Eklatante Schwäche im Kerngeschäft
Und nun dies: Ausgerechnet in der Königsdisziplin des Swiss Banking – der Verwaltung von Geldern der Reichen und Superreichen – konnten die Abflüsse der letzten Wochen und Monate nicht gestoppt werden. Zunächst waren es im Oktober Gerüchte, verbreitet über die sozialen Medien, die am Vertrauen in die Credit Suisse nagten. Dann kam der Reorganisationsplan.
Seither wissen wir: Die Bank ist angeschlagen, aber sie funktioniert noch. Und sie kann sich auch wieder aufrappeln. Nicht ganz zu Unrecht sagte CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann – gemäss Redetext der nicht-öffentlichen Generalversammlung – heute: Das klare Ja der Aktionäre zur Kapitalerhöhung über 4 Milliarden Franken bestätige das Vertrauen in die neue Strategie des Finanzkonzerns. Das mag sein.
Aber warum fliessen dann weiterhin Kundengelder ab? Die schönen Worte der Bankführung machen vor diesem düsteren Hintergrund misstrauisch. Zwar gingen die Vermögensabflüsse im Vergleich zu den hohen Werten der ersten beiden Oktoberwochen zurück. In der Schweizer Geschäftseinheit hätten sich die Kundenguthaben sogar stabilisiert, heisst es. Doch gestillt ist die blutende Wunde nicht.
Kampf ums Überleben
Der Turnaround der CS wird damit zum Kampf ums Überleben als eigenständige Bank. Je länger dieser dauert, desto schwieriger wird es, überhaupt noch auf einen grünen Zweig zu kommen. Unschön bleibt zudem, dass mit der Saudi National Bank als neuer Grossaktionärin das autokratische Regime des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman an Einfluss gewinnt bei der CS.
Auch wenn die Bankleitung die knapp zehnprozentige Beteiligung der Saudis im Rahmen der Kapitalerhöhung als unbedenklich darstellt. Ein Zeichen der Stärke und Unabhängigkeit ist auch dies keineswegs. Im Gegenteil: Die ganze Entwicklung zeigt, wie wackelig die CS dasteht.