Das Wichtigste in Kürze
- CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner sagte an der GV im Zürcher Hallenstadion, dass die Sensibilität für das Thema Boni nicht genügend hoch gewesen sei.
- Greenpeace-Aktivisten entrollten auf dem Podium ein Transparent gegen «Dakota-Pipeline» in den USA. Die CS ist in diesem Projekt finanziell involviert.
- Die Aktionäre auf dem Podium kritisieren vor allem Urs Rohner scharf. Trotzdem wird der Vergütungsbericht 2016 mit allerdings nur 58% abgesegnet.
- Die Aktionäre bestätigten auch Urs Rohner selbst mit über 90 Prozent als VR-Präsident der Credit Suisse.
Trotz des grossen Protests haben die Credit-Suisse-Aktionäre an der Generalversammlung die umstrittenen Boni durchgewinkt. Die Zustimmung zum Vergütungsbericht 2016 war mit 58 Prozent Ja allerdings tief.
Über 40 Prozent der vertretenen Aktionäre stimmten bei der Konsultativabstimmung über die Vergütung nein. Trotz der Ablehnung der grossen Stimmrechtsvertreter wie ISS, Glass Lewis und Ethos behielten die Grossinvestoren-Vertreter der Credit Suisse die Überhand. Im vergangenen Jahr wurde der Vergütungsbericht noch mit 80 Prozent angenommen.
Ebenfalls klein war die Zustimmung für die kurzfristigen variablen Boni. Zu ihnen sagten nur 59 Prozent der Aktionäre Ja. Die langfristigen variablen Boni gingen mit 74 Prozent Ja-Stimmen und 24 Prozent Nein-Stimmen durch.
Wenig umstritten war der Fixlohn mit 81 Prozent ja (15 Nein). Der Vergütung des Verwaltungsrats stimmten 73 Prozent der Aktionäre zu (nein 25 Prozent).
Rohner gelobt Besserung
Verwaltungsratspräsident Urs Rohner zeigte sich enttäuscht. «Das ist deutlich unter den Vorjahren», kommentierte er das Resultat.
Der Verwaltungsrat werde die Konsultationen mit den Aktionären intensivieren und sich Gedanken machen über die Vergütungspolitik. Weiter: «Wir wollen keinen Vergütungsbericht, der knapp mit 58 Prozent angenommen wird.»
Problemlos mit 88 Prozent Ja (9 nein) der Stimmen wurden Verwaltungsrat und Geschäftsleitung entlastet.
Thiam will Bedenken ausräumen
Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam drückte danach seine Hoffnung aus, dass die Reduktion seiner Vergütungen und derjenigen der Geschäftsleitung die von Aktionären geäusserten Bedenken «zu einem Teil ausräumen» wird. «Der Dialog mit Ihnen als Aktionärinnen und Aktionäre ist uns sehr wichtig, und wir hören auf das, was Sie sagen», versicherte Thiam. Die Grossbank sieht er gut positioniert, davon zeugten auch die Ergebnisse des ersten Quartals 2017, betonte er.
Der Dialog mit Ihnen als Aktionärinnen und Aktionäre ist uns sehr wichtig, und wir hören auf das, was Sie sagen
Schelte der Aktionäre
Vor der Abstimmung hatte sich die CS-Spitze eine Schelte einzelner Aktionäre anhören müssen. Dreizehn Aktionäre wollten vor der Konsultativabstimmung ihre Stimme erheben. Zuerst das Wort ergriff Anlegeranwalt Hans-Jacob Heitz. Die CS sei eine Wiederholungstäterin, sagte er. «Wir sind nicht käuflich mit einem Bonus-Verzicht.» Die Manager hätten statt Boni Mali verdient.
Sie provozieren mit ihrer Masslosigkeit staatliche Regulierung.
«Am Vergütungssystem stimmt etwas nicht», erklärte auch Kleinaktionär Rolf Lüthi mit Blick auf die Credit Suisse. «Die Interessen der Aktionäre werden nicht berücksichtigt.» Alleine 2016 verlor die Bank ein Drittel an Börsenwert. Der
Jahresverlust zeichne ein katastrophales Bild der Bank, sagte Kleinaktionär Richard Fischer. «Sie wissen nicht, was sie tun, Herr Rohner. Sie provozieren mit ihrer Masslosigkeit staatliche Regulierung.»