- Die US-Unfallermittler haben erste Erkenntnisse zum Boeing-Zwischenfall von Anfang Januar vorgelegt.
- Demnach fehlten vier Bolzen in der Nähe des herausgerissenen Rumpfteils.
Anfang Januar wurde kurz nach dem Start ein Stück des Rumpfs einer Boeing 737-9 Max herausgerissen. Beim Vorfall haben sich glücklicherweise keine Menschen verletzt.
Der Zustand des Fragments und der anliegenden Rumpfelemente weise auf das Fehlen von vier Bolzen in einem Sicherungsmechanismus hin, teilt die Ermittlungsbehörde NTSB in einem vorläufigen Bericht mit. Die Bolzen sollen eigentlich sicherstellen, dass sich das Rumpfteil nicht nach oben bewegen kann.
Der Rumpf der 737-Modelle wird vom Zulieferer Spirit Aerosystems gebaut und danach zur abschliessenden Montage an Boeing weitergegeben. Nach Erkenntnissen der NTSB wurde das Rumpffragment bei Boeing für Nacharbeiten gelöst. Auf einem Boeing-Foto ist das montierte Bauteil ohne die Bolzen zu sehen. Den Ermittlern zufolge deuten zudem fehlende Schäden an den Halterungen der Bolzen darauf hin, dass diese auch im Flug fehlten.
Die Feststellung der Ermittler dürfte den Druck auf Boeing verstärken, die Qualitätskontrollen drastisch zu verbessern. Eine wahrscheinliche Ursache für den Unfall nannten die Unfallermittler aber nicht. Eine längere Untersuchung soll darüber Auskunft geben.
Boeing ist verantwortlich für das, was passiert ist.
Nach der Veröffentlichung des vorläufigen Berichts hat sich auch Boeing-Chef Dave Calhoun zu Wort gemeldet: «Wie auch immer die endgültigen Schlussfolgerungen ausfallen werden, Boeing ist verantwortlich für das, was passiert ist. Ein Vorfall wie dieser darf in einem Flugzeug, das unser Werk verlässt, nicht passieren.» Boeing versicherte auch, dass die Qualitätsaufsicht sofort verbessert werde.
Die US-Luftfahrtaufsicht FAA und andere Behörden hatten nach dem Zwischenfall angeordnet, alle rund 170 ähnlichen Flugzeuge des Typs für Untersuchungen am Boden zu lassen. Alaska und United Airlines fanden auch bei anderen Maschinen lose Befestigungsteile an der Stelle. Erst Ende Januar gab die FAA das Verfahren für Inspektionen frei, nach denen die Flugzeuge wieder starten durften. Bei EU-Fluggesellschaften sind keine Maschinen des betroffenen Modells im Einsatz.
Strengere Kontrollen bei Boeing
Die FAA kündigte nach dem Vorfall verschärfte Kontrollen bei Boeing an – und auch einige Airlines wollen eigene Prüfer auf die Produktionslinien schicken. Die FAA hatte Boeing den geplanten Ausbau der 737-Produktion untersagt – der Konzern solle zunächst die Probleme in den Griff kriegen, so die Anweisung.