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Die SNB leiht der Credit Suisse 50 Milliarden Franken
Aus Tagesschau vom 16.03.2023.
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Hilfe für Grossbank Der Fall Credit Suisse und die Vertrauenskrise: ein Überblick

Abgestürzter Aktienkurs, verspieltes Vertrauen und 50 Milliarden Hilfe. Fragen und Antworten rund um den CS-Fall.

So steht die CS finanziell da: Faktisch in Zahlen steht es nicht so schlecht um die CS. «Theoretisch hätte die Bank noch für zwei Jahre Geld, auch wenn sie weitere Verluste macht», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Philippe Erath. Das Eigenkapital-Polster ist robust. Doch wenn Kundinnen und Kunden wegen fehlenden Vertrauens in die CS weiterhin Geld abziehen, sei die Bank bald pleite. Deshalb stellte die Schweizer Nationalbank (SNB) ein Darlehen in der Höhe von 50 Milliarden Franken zur Verfügung.

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Reto Lipp: «Man muss sich fragen, ob die Schweiz mit diesen zwei Grossbanken nicht zwei viel zu grosse Dinosaurier hat»
Aus Tagesschau vom 16.03.2023.
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Das erhält die CS jedoch nicht gratis – die SNB bekommt laut SRF-Wirtschaftsredaktor Reto Lipp Top-Hypotheken der Bank als Sicherheit und verlangt dafür einen Zins. «Das ist ein trauriger Tag für die Schweiz: Die Nationalbank hat zum zweiten Mal innerhalb von 15 Jahren eine schweizerische Grossbank gerettet», sagt Lipp.

Noch keine Prognosen für Stellenabbau

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Letzten Herbst gab die Credit Suisse bekannt, dass sie bis 2025 insgesamt 2000 Stellen in der Schweiz abbaut. Eine Einschätzung zu einem weiteren möglichen Stellenabbau nach der jüngsten CS-Entwicklung kann der Schweizerische Bankpersonalverband auf Anfrage nicht geben.

Deshalb muss die SNB helfen: Eine Aufgabe der SNB ist es, die Stabilität des Finanzsystems zu garantieren. Für Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz hätte es wegen der Verunsicherung bei der CS und generell in der Bankenszene keine Alternative gegeben. Die Finanzmarktaufsicht Finma hat die CS wegen ihrer Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft als «too big to fail» eingestuft. Das bedeutet, dass sie aufgrund ihrer Grösse und Vernetzung mit dem Finanzsystem und der Volkswirtschaft nicht vom Staat fallen gelassen werden kann.

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Professor für Wirtschaftsrecht: «Die SNB hatte keine andere Wahl»
aus SRF 4 News vom 16.03.2023. Bild: Keystone
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Wenn bei einer Bank interveniert werden müsse, sei dies jedoch mittelfristig kein gutes Zeichen, so Kunz. «Das Problem der CS ist nicht nur hausgemacht, sondern ergibt sich aus einer akuten Finanz- und Bankenkrise dieser Tage.»

Darum betrifft es die ganze Bankenszene: Laut Kunz hat die CS aktuell die Probleme, weil sie bereits angeschlagen ist. «Rein nach Entwicklung könnte es aber generell die Bankenszene treffen.» So wurde letzte Woche die Silicon Valley Bank geschlossen. Zudem waren neben den CS-Aktien auch die UBS- und Julius-Bär-Bank-Aktien abgestürzt. «Deshalb erachte ich das momentan nicht als ausschliessliches CS-, sondern als generelles Bankenproblem, das sich einfach akzentuiert bei der CS.»

Die Pleite der SVB verschärfte die Angst vor einer Finanzkrise

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Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Pascal Schumacher: Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) hat keinen direkten Einfluss auf die Credit Suisse. Die CS war weder an der SVB beteiligt, noch unterhielt sie mit der kalifornischen Start-up-Bank kritische Geschäftsbeziehungen. Die SVB-Pleite verschärfte aber das psychologische Momentum, die Angst vor einer neuen globalen Finanzkrise. Diese Angst hat auch den Schweizer Finanzplatz erfasst.

SVB und CS sind nicht vergleichbar: Die Credit Suisse hat selbstverschuldete Probleme. Sie gilt als sicher, leidet aber unter einem Vertrauensverlust wegen zahlreicher Managementfehler. Wegen dieser Angst heben immer mehr CS-Kunden das Geld von ihren Konten ab. Dadurch wird das Liquiditätspolster dünner. Liquidität ist wie Blut für ein Unternehmen, ohne kann es nicht überleben.

Das sind die Parallelen zum Rettungsschirm der UBS: 2008 wurde die UBS mit 60 Milliarden Franken der Nationalbank, dazu sechs Milliarden vom Bund als Wandelanleihen, gerettet. Doch bei der UBS gab es laut Kunz kein Liquiditäts-, sondern ein Kapitalproblem. «Bei der CS ist der Fall nicht vergleichbar, weil die Finanzsituation und die Kapitalisierung eigentlich gut sind.» Die CS habe einfach Fehler gemacht und das Vertrauen verspielt.

Credit Suisse-Aktie am New York Stock Exchange
Legende: Am Mittwoch war der CS-Aktienkurs zeitweise auf ein Rekordtief von 1.55 Franken abgestürzt. Am Donnerstag um 9 Uhr startete die Aktie mit 2.25 Franken in den Börsentag. (Bild vom 15. März am New York Stock Exchange) New York Stock Exchange

Diese Folgen hat der CS-Fall für die Pensionskassen: Pensionskassen müssen ihre Renditen in unterschiedlichen Märkten erzielen – auch am Aktienmarkt. «Im Schnitt investieren Pensionskassen rund 12 Prozent ihres Anlagevolumens in Aktien von Schweizer Unternehmen», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Pascal Schumacher. Die wichtigsten werden im Swiss Market Index abgebildet, auch die Credit Suisse gehört dazu. Wirklich bedeutsam seien aber vor allem Schwergewichte wie Nestlé, Novartis und Roche. Dennoch: «Die Entwicklung der CS wird ihre Spuren hinterlassen, nicht nur, weil der Unternehmenswert der Bank sinkt, sondern weil eine negative Entwicklung einer so grossen Bank auch auf andere Wirtschaftszweige Einfluss haben kann.»

Deshalb wäre eine Übernahme der CS nicht sinnvoll

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«Die CS mit einer anderen Bank zusammenzutun, damit das Klumpenrisiko für die Schweiz noch grösser ist, wäre die falsche Medizin», sagt Lipp. Viel besser wären kleinere Einheiten, die man auch pleitegehen lassen könnte. So könnte man das Schweizer Geschäft abspalten oder Teile der CS, wie das Fondsgeschäft, der UBS verkaufen. «Mittelfristig muss man sich schon fragen, ob die Schweiz mit diesen zwei Grossbanken nicht zwei viel zu grosse Dinosaurier hat», sagt der Wirtschaftsjournalist.

Das bedeutet die CS-Entwicklung für den Bankenplatz Schweiz: «Generell leiden alle Banken unter der CS-Misere», sagt Schumacher. Das betreffe nicht nur die Aktienkurse, die in Mitleidenschaft gezogen werden – Aktienkurse können sich wieder erholen. «Was langfristige Auswirkungen haben wird, ist die Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes. Dass 15 Jahre nach der Finanzkrise erneut eine Schweizer Grossbank in Turbulenzen gerät, ist kein gutes Zeugnis – weder für die Finma, noch für die Politik, noch für den Schweizer Finanzplatz im Allgemeinen.»

Tagesschau, 16.03.2023, 12:45 Uhr

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