Die amerikanische Zentralbank hinkte den anderen Notenbanken seit längerem hinterher. Nun ist die Federal Reserve (Fed) gleichgezogen mit Kanada, der EZB, UK, der Schweiz und weiteren Instituten. Damit wird Geld in vielen Volkswirtschaften wieder etwas billiger, was im Moment sicher nicht schlecht ist, weil es nicht mehr rund läuft. Insbesondere in Europa und China nicht.
Auch in den USA hat sich gezeigt, dass die Realzinsen momentan viel zu hoch sind, nachdem die Inflation in den letzten Monaten so deutlich gesunken ist. Mit der deutlichen Zinssenkung soll nun verhindert werden, dass die Wirtschaft abgewürgt wird.
Rezession vermeiden
Die Fed steuert dabei einen möglichst neutralen Zinssatz an, der weder zu viel stimuliert, noch die Wirtschaft abwürgt. Und der läge eher um die 3.0 statt gegen 5.0 Prozent. Wichtig ist diese Zinssenkung auch für all jene Länder, die ihre Währungen an den Dollar gekoppelt haben. Sie können Zinsen erst senken, wenn es die USA tun, weil ansonsten ihre Währungen leiden würden.
Über Jahre hatte die Fed mit hohen Zinsen versucht, die explodierenden Preise zu stabilisieren beziehungsweise wieder zu senken. Auch im US-Wahlkampf sind die hohen Preise immer noch ein grosses Thema.
Erste Senkung seit vier Jahren
Die starken Zinserhöhungen haben sicher mitgeholfen, dass die US-Wirtschaft nicht überhitzt. Gleichzeitig ist der Inflationsdruck aber auch tiefer, weil Erdöl und Gas nicht mehr so teuer sind wie nach dem Ukraine-Kriegsschock. Auch die Wertschöpfungsketten, die nach der Pandemie durcheinander geschüttelt waren, sind wieder im Lot. Andere Inflationstreiber wie die Energiewende oder der Klimawandel bleiben aber bestehen.
Dass US-Notenbankchef Jerome Powell just zum Ende seiner Karriere plötzlich auf politischen Druck reagiert hat, ist nicht anzunehmen. Das hat er nie getan, obwohl er in den vergangenen Jahren oft Grund dazu gehabt hätte. Powell wird gerade deshalb rundum respektiert, weil er die Notenbank unabhängig durch schwierige Zeiten geführt hat.
Wer profitiert politisch?
Die Zinssenkung dürfte nun im Wahlkampf eher den Demokraten nützen: KMU erhalten wieder ein wenig günstigere Kredite, Hausbesitzer günstigere Autokredite und Hypotheken, die bereits im Vorfeld der erwarteten Zinssenkung von rund 7.0 auf 6.0 Prozent gesunken sind. Das alles hilft den Konsumentinnen und Konsumenten, was die Stimmung im Land verbessert.
Der Fed-Entscheid hat im globalen Gefüge der Währungen indirekt auch Auswirkungen auf die Wirtschaft der Schweiz, wo der Leitzins mit 1.25 Prozent deutlich tiefer ist als in den USA mit neu knapp fünf Prozent. Wenn nun die USA die Leitzinsen senken, wird die Zinsdifferenz zu den Zinsen im Schweizer Franken wieder etwas kleiner. Das macht den Franken wieder etwas attraktiver, den Dollar aus Sicht der Investoren etwas unattraktiver.