- Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Zinswende mit einem ungewöhnlich grossen Schritt nach unten gestartet.
- Der Schlüsselsatz wurde erstmals seit Anfang des Jahrzehnts gesenkt – und dies sogleich um einen halben Prozentpunkt.
- Er liegt nunmehr in der neuen Spanne von 4.75 bis 5.0 Prozent.
- Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen.
Es handelt sich um einen ungewöhnlich grossen Zinsschritt. Die Notenbank signalisiert ausserdem weitere Zinssenkungen in diesem Jahr.
Der Kurswechsel hin zu einer lockereren Geldpolitik an sich ist erwartet worden. Offen war aber, ob sich die Notenbank der grössten Volkswirtschaft der Welt für diesen grossen Zinssprung entscheiden würde oder die Zinsen nur um 0.25 Prozentpunkte senkt.
Das Fed hatte den Leitzins zuletzt im März 2020 gesenkt, um die Wirtschaft in der beginnenden Corona-Pandemie anzukurbeln. Danach blieben die Zinsen zunächst an der Null-Marke, bis die Notenbank im März 2022 mit Erhöhungen in rekordverdächtigem Tempo begann und den Zinssatz vor einem Jahr auf das aktuelle Niveau hochschraubte.
In den USA hat sich der Preisauftrieb jedoch zuletzt abgeschwächt. Das gibt dem Fed mehr Handlungsspielraum für Zinssenkungen. Die Europäische Zentralbank hatte bereits im Juni die Zinswende eingeleitet. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sogar schon im März.
Die neue Wirtschaftsprognose des Fed deutet nun darauf hin, dass die Zentralbank die Zinsen in diesem Jahr noch weiter senken dürfte. Die Entscheider rechnen für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4.4 Prozent (Juni: 5.1 Prozent). Für das kommende Jahr geht das Fed im Mittel von einem Leitzins von 3.4 Prozent aus (Juni: 4.1 Prozent).
Kampf gegen hohe Konsumentenpreise
Die Notenbank hat auch neue Prognosen für die Teuerungsrate veröffentlicht. In diesem Jahr geht sie von einer niedrigeren Teuerungsrate als im Juni prognostiziert aus: Diese soll durchschnittlich bei 2.3 Prozent liegen (Juni: 2.6 Prozent).
Für das kommende Jahr rechnen die Notenbanker mit durchschnittlich 2.1 Prozent (Juni: 2.3 Prozent). Die US-Notenbank strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 2 Prozent an.
Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr aber bei 2.6 Prozent liegen (Juni: 2.8 Prozent), kommendes Jahr bei 2.2 (Juni: 2.3 Prozent). Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Er gibt den allgemeinen Preistrend besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.
Balanceakt für Fed
Für das Fed ist der Kampf gegen die hohen Konsumentenpreise ein Balanceakt. Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Werden die Zinsen zu früh gesenkt, könnte die Inflationsrate wieder ansteigen. Im Sommer 2022 lag sie bei mehr als 9 Prozent.
Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, sodass Firmen leichter investieren können. Das könnte die Wirtschaft ankurbeln. Den Dollar dürfte die Zinssenkung weiter schwächen.
Zuletzt war der Druck aus der Wirtschaft auf US-Notenbank-Vorsitzenden Jerome Powell gewachsen, an der Zinsschraube zu drehen. Ein Argument dafür ist der sich abkühlende Arbeitsmarkt. Gegner einer lockeren Geldpolitik sagen hingegen, Zinssenkungen seien angesichts einer robusten US-Wirtschaft zurzeit noch nicht notwendig