Die Elektrizitätskommission Elcom zeigt an einem Beispiel, wie stark eine Familie in der Schweiz von der Stromerhöhung betroffen sein könnte: Ein Haushalt mit fünf Zimmern und einem Verbrauch von 4500 Kilowattstunden müsste pro Jahr rund 180 Franken mehr bezahlen.
Die Preiserhöhung würde auch die Industrie treffen. Unternehmen aus den verschiedensten Branchen müssen mit zusätzlichen Kosten von mehreren tausend Franken rechnen.
Werner Luginbühl, Präsident der Elcom, sagt: «Eine solche Erhöhung gab es bisher noch nie. Sie ist sicher auch der gegenwärtigen Situation geschuldet. Wir haben einen Krieg in Europa. Und dieser hat auch Auswirkungen auf die Schweiz.»
Nach Kriegsbeginn in der Ukraine stiegen zunächst die Gaspreise in Europa, was die Stromproduktion in den europäischen Ländern verteuerte. In den umliegenden Ländern wurden die Preiserhöhungen denn auch bereits an die Kundinnen und Kunden weitergegeben.
In der Schweiz allerdings müssen die Firmen die neuen Tarife zuerst den Behörden vorlegen. Die Elcom hat in einem ersten Schritte jetzt eine Umfrage bei 600 Energieversorgungsunternehmen gemacht. Die Umfrage zeigt, dass es enorme Unterschiede bei den geplanten Tarif-Erhöhungen gibt.
Die Bandbreite an Preiserhöhungen ist gross: Es kann bis zu 35 Prozent gehen.
«Es gibt Unternehmen, die kaum Preiserhöhungen vorsehen, das sind aber relativ wenige. Nämlich nur 5-10 Prozent», erklärt Elcom-Präsident Luginbühl. «Alle übrigen werden die Preise erhöhen müssen – und hier ist die Bandbreite gross: Es kann bis zu 35 Prozent gehen.»
Jene Firmen, die in der Schweiz selber Strom produzieren, müssen die Tarife weniger stark erhöhen – oder gar nicht. Jene Unternehmen allerdings, welche den Strom im internationalen Handel beziehen, werden die Preise massiv erhöhen müssen.
Diese Diskrepanzen könnten zu Diskussionen führen, meint Luginbühl: «Man kann sich fragen, ob diese grossen Unterschiede im Land gerechtfertigt sind.» Im Grundsatz habe sich die bisherige Struktur mit sehr vielen Netzbetreibern bewährt. Aber: «Es ist eine politische Frage, ob man an diesem System festhalten will oder nicht.»
Preiserhöhungen müssen erklärbar sein
Die Stromunternehmen müssen die neuen Tarife bis im August der Elcom vorlegen. Diese wird die Gesuche in einem mehrstufigen Verfahren prüfen. In einem ersten Schritt gibt es eine Plausibilitätsprüfung – da wird geschaut, ob die Tarif-Erhöhung nachvollziehbar ist. Danach werden Problemfälle herausgefiltert, es folgen zusätzliche Abklärungen.
Falls die Stromlieferanten ihre Preiserhöhungen nicht erklären können, wird möglicherweise ein Verfahren eingeleitet. «In diesem Tarifprüfungsverfahren muss eine Unternehmung alle Fakten offenlegen. Dann wird im Detail geprüft, ob das Ganze korrekt und nachvollziehbar ist», betont Luginbühl.
Bis im September werden alle wissen, wie stark die Preise im kommenden Jahr steigen werden.