Zum Inhalt springen
Audio
Währungsfonds und Weltbank vor grossen Herausforderungen
Aus Echo der Zeit vom 26.10.2024. Bild: AP/JOSE LUIS MAGANA
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 3 Sekunden.

Hohe Staatschulden und Zölle: Der IWF warnt vor Gefahren für die Weltwirtschaft

In Washington sind diese Woche Notenbanker und Finanzministerinnen aus der ganzen Welt zusammengekommen, um sich über den Zustand der Weltwirtschaft auszutauschen. Dies im Rahmen der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank. Dabei zeigte sich: Die Herausforderungen sind gross.

«Die Inflation scheint weitgehend unter Kontrolle.» Das war eine der zentralen Botschaften, die in Washington diese Woche mantraartig wiederholt wurde. Kein Wunder: Denn es ist eine der wenigen positiven Nachrichten, welche die Ökonominnen des Internationalen Währungsfonds sowie die Notenbanker und Finanzministerinnen verkünden konnten. Der Erfolg scheint umso grösser, weil die Weltwirtschaft nicht in eine Rezession gerutscht ist, obwohl die Notenbanken rund um die Welt die Zinsen in den letzten Jahren stark erhöht haben.

Staatsschulden und Protektionismus bereiten Sorge

Freude mochte an der Herbsttagung aber trotzdem nicht so richtig aufkommen. Denn es zeigen sich dunkle Wolken am Horizont. Da ist zum einen die Wirtschaftsprognose des IWF, die vor allem für die Eurozone ein äusserst bescheidenes Wachstum voraussagt.

Kristalina Georgiewa spricht vor dem Logo des Internationalen Währungsfonds.
Legende: Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, warnte vor anhaltend hohen Preisen und schwachem Wirtschaftswachstum. Keystone/AP Photo/Jose Luis Magana

Zum anderen hat die Verschuldung vieler Staaten besorgniserregende Werte erreicht. Die Experten des IWF prognostizieren, dass die globale Staatsverschuldung bis 2030 gleich hoch sein dürfte wie die gesamte Wirtschaftsleistung des Planeten. Der IWF ruft die hoch verschuldeten Staaten deshalb dazu auf, ihre Ausgaben zu senken und ihre Einnahmen zu erhöhen.

Ein weiteres grosses Thema waren die Wahlen in den USA. Denn klar ist: Was nach dem 5. November passiert, dürfte auch Folgen für die Weltwirtschaft haben. Insbesondere der zunehmende Protektionismus bereitet den Ökonomen des IWF Sorgen. Sollte sich Donald Trump durchsetzen und, wie angekündigt, generell Zölle von 20 Prozent auf alle Importe erheben, könnte dies das ohnehin schon schwache globale Wachstum weiter bremsen. Vor allem dann, wenn andere Wirtschaftsmächte wie China oder die EU zum gleichen Mittel greifen.

Was bedeutet der zunehmende Protektionismus für die Schweiz?

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Karin Keller-Sutter an der Jahrestagung von IWF und Weltbank. EPA/ANNABELLE GORDON

Finanzministerin Karin Keller-Sutter sagt:

«Gegenüber Zöllen ist die Schweiz immer kritisch gewesen. Wir sind für freien Marktzugang, freien Handel. Die Schweiz ist stark darauf angewiesen weil sie 50 Prozent ihrer Waren exportiert. Die USA sind ausserdem mittlerweile das Land das am meisten in der Schweiz kauft, also der grösste Exportpartner»

IWF und Weltbank auch als Institutionen unter Druck

Neben den ökonomischen Themen waren in Washington auch der Internationale Währungsfonds und die Weltbank selbst ein Thema. Die beiden Institutionen, die vor 80 Jahren in Bretton Woods in den USA gegründet wurden, stehen bei vielen Entwicklungs- und Schwellenländern seit Jahren in der Kritik.

Ein Vorwurf lautet, dass die Organisationen von den reichen Staaten des Westens, insbesondere den USA, dominiert würden. Vor allem China fordert deshalb mehr Einfluss. Bisher mit bescheidenem Erfolg. Der Druck der Kritiker dürfte in den nächsten Jahren aber zunehmen. Sinnbildlich für diesen Anspruch steht auch die Tatsache, dass fast zeitgleich zur Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington der Gipfel der Brics-Staaten in Russland stattfand.

Weshalb kritisieren die Brics die Bretton-Woods-Institutionen?

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: 44 Staaten treffen sich 1944 in Bretton Woods, New Hampshire USA. AP Photo

Bei der Konferenz von Bretton Woods wurden 1944 der Internationale Währungsfonds und die Weltbank gegründet. Die USA setzten damals gegen den Willen der Briten durch, dass der US-Dollar zur internationalen Leitwährung wurde.

Alle Brics-Staaten sind auch Mitglieder beim IWF und der Weltbank, den sogenannten Bretton-Woods-Institutionen. Aber viele von ihnen sehen diese Institutionen kritisch. Vor allem missfällt ihnen, dass die USA bei wichtigen Entscheiden de facto ein Vetorecht haben.

Die Brics-Staaten sind auch gegen den US-Dollar als Leitwährung und fordern eine «Entdollarisierung» der Weltwirtschaft. Sie haben unter anderem deshalb auch eine eigene Entwicklungsbank gegründet: Die New Development Bank. Sie soll wie die Weltbank Kredite an ihre Mitglieder vergeben, allerdings auch in Währungen der Brics-Länder.

Echo der Zeit, 26.10.2024, 18 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel