«Nein, so etwas habe ich noch nie erlebt», das sagt Kurt Hess von «Hess und Partner» in Alpnach (OW). Die Firma baut Öfen und Cheminées in Wohnungen und Häusern in der ganzen Zentralschweiz ein. Seit gut vierzig Jahren ist Hess im Beruf. Aber: «Was jetzt abgeht, gab es noch nie.» Seine Firma werde mit Anfragen und Bestellungen überhäuft.
Mit dieser Wahrnehmung ist der Alpnacher Ofenbauer nicht allein. Beim Branchenverband Feusuisse tönt es gleich. Geschäftsführer Corsin Farrér spricht von «einer unglaublichen Nachfrage nach Cheminées, nach Schwedenöfen und nach Kachelöfen.» Alle Geschäfte verzeichneten übervolle Auftragsbücher. «Eine Entwicklung, die vor ein, zwei Jahren noch unvorstellbar war.»
Der Krieg erhöht das Sicherheitsbedürfnis
Der Grund dafür ist einfach zu finden: Mit dem Krieg in der Ukraine steigt die Gefahr einer Gas-Mangellage. Und auch beim Erdöl und beim Strom könnte es knapp werden. «Es geht um Energiesicherheit», sagt Farrér, und da wollten viele Menschen vorsorgen.
Die Lieferfristen betragen jetzt schon ein halbes Jahr. Und sie werden immer länger.
Allerdings: Wer denkt, er oder sie könne auf den nächsten Winter hin noch rasch ein Cheminée einbauen lassen, muss mit einer Enttäuschung rechnen. «Wenn man jetzt einen Cheminée-Ofen bestellt, dann wird es Februar, vielleicht sogar März», sagt Kurt Hess. Das Problem sind Engpässe bei den Öfen und den Materialien. «Die Lieferfristen betragen jetzt schon ein halbes Jahr. Und sie werden immer länger.»
Branche sucht verzweifelt nach Nachwuchskräften
Dafür verantwortlich ist einerseits die grosse Nachfrage. Aber es sind auch Nachwehen der Corona-Krise. «Der Markt geriet aus dem Gleichgewicht», hält Feusuisse-Geschäftsführer Corsin Farrér fest. Und schliesslich spürt auch seine Branche den Fachkräftemangel. Es fehlt an jungen Leuten, die Ofenbauerin oder Ofenbauer werden möchten. «Wir sind seit vielen Jahren daran, die Werbetrommel für den Beruf zu rühren. Aber wir stagnieren auf tiefem Niveau. Auf zu tiefem», sagt Corsin Farrér.
Trotz der verschiedenen Schwierigkeiten, bleibt Farrér optimistisch, dass die Ofenfirmen die Wünsche der Kundinnen und Kunden erfüllen können. «Die Branche ist schlagkräftig. In diesem Sinne ist es eine Geduldsfrage. Aber ich gehe davon aus, dass die Bedürfnisse befriedigt werden können.» Auch wenn es dann ein paar Monate später wird als erwünscht.