Die Sommermonate bedeuten hierzulande nicht nur Ferienzeit, sondern auch Erntezeit vieler Gemüsesorten. Das gilt beispielsweise für Cherrytomaten, die von Mai bis Oktober geerntet werden.
In diesem Zeitraum werden Cherrytomaten aus ausländischer Produktion mit horrend hohen Zöllen belegt. Im Maximum sind es laut einer neuen Studie der Universität St. Gallen 731 Franken pro 100 Kilo Tomaten. Zum Vergleich: Ausserhalb der heimischen Erntezeit betragen die Zölle noch 5 Franken pro 100 Kilo.
Haushalte mit tieferen Einkommen verlieren
Die hohen Importzölle sichern zwar den Absatz der heimischen Gemüseproduzenten, verknappen aber das Angebot und treiben die Preise für Cherrytomaten künstlich nach oben. Dies wiederum zulasten von Konsumentinnen und Konsumenten mit tieferen Einkommen, die für Cherrytomaten deutlich mehr ausgeben müssen.
Die hohen Zölle und die vielen Subventionen zeigen, dass die Schweizer Landwirtschaft eigentlich nicht wettbewerbsfähig ist.
Stefan Legge, Ökonom und Co-Autor der neuen Studie, sagt: «Ein Haushalt mit vier Personen, gibt monatlich etwa 600 Franken für Lebensmittel aus. Wenn nun eine ganze Reihe von Produkten – wir haben ja nur Früchte und Gemüse näher angeschaut – zu bestimmten Zeiten deutlich teurer werden, dann sind wir rasch bei einigen hundert Franken, die das einen normalen Haushalt im Jahr mehr kostet».
Schweizer Landwirtschaft nicht wettbewerbsfähig
Allerdings: Nicht alle Gemüse unterliegen solch starken Preisschwankungen wie Cherrytomaten. Im Falle von Rüebli sind die Veränderungen kaum spürbar. Allerdings sind Rüebli, weil sie in der Schweiz praktisch das ganze Jahr über geerntet werden können, auch dauerhaft mit einem sehr hohen Zoll belegt. Das heiss, der Import ausländischer Produkte wird ebenfalls künstlich unterbunden.
Letztlich würden die verschiedenen Agrarzölle die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft schwächen, meint Stefan Legge: «Die hohen Zölle und nicht zuletzt auch die vielen Subventionen – die Schweiz ist eines der OECD-Länder mit den höchsten Subventionen an die Agrarbranche – zeigen, dass die Schweizer Landwirtschaft eigentlich nicht wettbewerbsfähig ist.»
Falscher Vergleich zwischen Äpfel und Birnen
Manfred Wolf, Biogemüsebaueraus dem freiburgischen Kerzers, hält von derartigen Studien nicht viel. Es würden wieder einmal Äpfel mit Birnen und nicht Äpfel mit Äpfeln verglichen, sagt er: «Man vergleicht die Preise eins zu eins mit dem Ausland und blendet aus, unter welchen ökologischen Auflagen und unter welcher Kostenstruktur man hier in der Schweiz produziert.»
Man blendet aus, unter welchen ökologischen Auflagen und unter welcher Kostenstruktur man hier in der Schweiz produziert.
Hinzu komme: Von einem durchschnittlichen Monatslohn würden noch etwa 6 Prozent für Lebensmittel ausgegeben. Als er in der Branche vor 30 Jahren als Lehrling begonnen habe, seien es noch 11 Prozent, also fast das Doppelte, gewesen. Das seien die «richtigen» Zahlen, über die man diskutieren müsse.
Zollprotektionismus hat seinen Preis
Die temporär teilweise sehr hohen Agrarzölle sind politisch offenbar erwünscht: Die Schweizer Landwirtschaft beziehungsweise der Absatz ihrer Produkte soll vor ausländischer Konkurrenz geschützt und gesichert werden.
Doch diese Art Protektionismus ist nicht gratis: Den Preis zahlen insbesondere diejenigen Konsumentinnen und Konsumenten, deren Budget ohnehin knapp bemessen ist.