Die Weidmann Holding braucht viel Strom, sehr viel Strom, wie Finanzchef Maximilian Veit erklärt: «Ja, wir sind ein Grossverbraucher. Und wir sind ein Verbraucher, der auf Dauerbetrieb ausgelegt ist. Unsere Produktion läuft rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.» Die Weidmann-Gruppe stellt Isolationssysteme für Transformatoren her.
Veit sucht derzeit intensiv nach Möglichkeiten, wie er den Energiebedarf senken könnte: «Wir analysieren unsere Prozesse, welche nicht wirklich relevanten Kernsysteme wir abschalten und nicht benutzen können. Wir machen einen Appell an unsere Mitarbeitenden, auch im privaten wie im geschäftlichen Umfeld Energie zu sparen, keinen Aufzug zu benutzen und die Klimaanlagen ausgeschaltet zu lassen, um jetzt schon Energie zu sparen.»
Auf den Dächern der Firmengebäude gibt es zum Teil auch Photovoltaik-Anlagen. Es könnten mehr sein, räumt der Finanzchef ein. Doch selbst dann müssten sie den Grossteil des Energiebedarfs mit andern Quellen decken, betont er.
Früher setzte Weidmann auf Öl und Gas. Aber: «Wir haben den Zweistoff-Betrieb vor acht Jahren beendet. Wir haben kein Öl mehr als Alternative, wir sind aus CO2-Belastungsgründen auf Gas umgestiegen. Jetzt prüfen wir, ob es wieder Sinn macht, kurzzeitig zum Öl zurückzukehren.» Seine Firma prüft dies, auch wenn er lieber in nachhaltigere Energiequellen investieren würde, wie er sagt.
20 Prozent Gas-Einsparungen wären möglich
Bei diesen sogenannten Zweistoff-Anlagen liegt viel Sparpotenzial: Würden die Betreiber konsequent von Gas auf Öl umstellen, könnte die Schweiz 20 Prozent ihres jährlichen Gasverbrauchs einsparen; so die Schätzung des Industrieverbandes Swissmem.
Präsident Martin Hirzel beobachtet: «Wir wissen, dass bereits 20 Prozent der Betriebe mit Zweistoff-Anlagen freiwillig umgestellt haben. Wenn wir 100 Prozent erreichen möchten, dann braucht es vom Bund eine Sicherstellung, dass die Firmen keine Nachteile erfahren.»
Konkret müsse der Bund die Zielvereinbarung beim Senken des CO2-Ausstosses ausser Kraft setzen. Besonders verwundbar sind laut Hirzel Metall-Unternehmen: Sie benötigen besonders viel Energie. Einige Kleinbetriebe, die ihren Stromliefervertrag momentan neu aushandeln müssen, könnten in Bedrängnis geraten, schätzt Hirzel.
Planungssicherheit gefordert
Vom Bund wünscht sich der Branchenpräsident: «Wenn es wirklich eng wird, brauchen wir Planungssicherheit. Die Firmen müssen wissen, wann und wie lange sie im schlimmsten Fall abgestellt werden, damit sie ihre Produktion im entsprechend vorbereiten können.»
Seinen Verbandsmitgliedern rät er, schon jetzt mit ihren Stromproduzenten zu reden: Die profitierten von den hohen Strompreisen. «Zu dieser Diskussion laden wir auch die Eigentümer der Stromproduzenten ein. Das sind namentlich Kantone und Gemeinden. Sie dürfen wahrscheinlich mit höheren Gewinnausschüttungen rechnen. Wir möchten auch verstehen, was sie mit diesen unerwarteten Gewinnen machen.» Das Ringen um Energie und Kosten könnte erst richtig losgehen.