Die Schweiz gilt als innovativ. Sie meldet jeweils auch besonders viele Patente bei den Behörden an – relativ gesehen sogar mehr als grosse Länder wie Deutschland oder Frankreich. Das belegt die Auswertung des Europäischen Patentamtes zum letzten Jahr, die jetzt vorliegt. Der Sprecher des Patentamtes, Rainer Osterwalder, erklärt, weshalb die Schweiz international Spitze ist und was das für das Land bedeutet.
SRF News: Wie hat die Schweiz bei den Patentanmeldungen dieses Mal abgeschnitten?
Rainer Osterwalder: Die Schweiz hat letztes Jahr über 8400 Patente beim Europäischen Patentamt angemeldet, so viele wie noch nie zuvor und vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Schweiz steht ausgezeichnet da, ist insgesamt auf dem siebten Platz aller Anmelder-Länder und innerhalb Europas nach Deutschland und Frankreich auf Platz drei. Dazu kommt ein grosser Abstand vor den anderen Ländern wie Grossbritannien oder der Niederlande.
Die Schweiz ist relativ gesehen, wenn man die Anzahl Patentanmeldungen pro Kopf nimmt, gar die Nummer eins. Wie relevant ist das überhaupt Ihres Erachtens?
Diese Zahl ist ein Indikator für die Innovationsintensität in der Schweiz und daher sehr relevant. Sie zeigt, dass in der Schweiz langfristig geplant wird, was technische Innovationen anbelangt. Denn Patente deuten immer auf ein langfristiges Interesse, auf eine langfristige Entwicklung der Unternehmen hin, die durchaus für die Zukunft planen und nicht nur für den Moment.
Die Schweiz plant langfristig, was technische Innovationen anbelangt.
Viele Akteure unterschiedlicher Grösse sind hier am Innovationsgeschehen beteiligt. Es ist eine gute Mischung aus grossen internationalen Firmen, kleinen innovativen Betrieben, Start-ups, aber auch sehr patent-aktiven Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Und das ist ausschlaggebend für diese grosse Dichte an Patenten.
Am meisten Patente kommen aus der Medizinaltechnik-Branche. Gehören da auch die grossen Pharmakonzerne dazu?
Es geht da um sehr vieles. In erster Linie sind reine Medizintechnologie-Unternehmen gemeint. Auf der anderen Seite sind natürlich auch von klassischen Pharmafirmen gewisse Applikationen dabei, die durchaus in diesem Bereich klassifiziert werden. Ich denke, es ist gut, wenn man das alles in einem weiteren Bereich der «Life Sciences» betrachtet. Aber in jedem Fall sind die Schweizer Unternehmen in diesen Feldern ausgesprochen stark positioniert.
Bei der Messtechnik hingegen, zu der auch Uhren gehören, sieht es anders aus. Da heisst es, sie verliere an Bedeutung. Was steckt da dahinter?
Das ist ein statistischer Begriff und bedeutet keineswegs, dass die Messtechnik für die Schweiz als Technologie unbedeutend ist oder die Schweiz in der Entwicklung dieser Technologie an Bedeutung verlöre. Im Gegenteil: Die Firma Swatch ist zum Beispiel der Branchenleader bei den Technologiefeldern beim Europäischen Patentamt. Sie ist von 17 auf den ersten Platz aufgerückt.
Die Schweiz ist im Bereich der Messtechnik sehr stark aufgestellt.
Das sind statistische Schwankungen, die sehr oft daher rühren, dass die Firmen ihre eigenen Strategien bei den Anmeldungen von Patenten haben. In einem Jahr sind es mehr, im anderen Jahr sind es weniger. Deswegen ist es ganz besonders bedeutsam, dass man die langfristige technologische Entwicklung betrachtet. Und da ist die Schweiz im Bereich der Messtechnik sehr stark aufgestellt.
Das Gespräch führte Eveline Kobler.