Darum geht es: Facebook soll die Daten privater Nutzer mit grossen Firmen geteilt haben, wie die «New York Times» berichtet. Konkret schreibt sie, dass die Suchmaschine Bing Zugriff auf die Namen von Facebook-Freunden eines Nutzers gehabt habe – ohne die Zustimmung des Nutzers. Und die Streamingdienste Netflix und Spotify hätten private Nachrichten lesen können, sie hätten auch selbst Nachrichten verfassen oder löschen können. Aus Sicht des Datenschutzes ist dies heikel.
Das sind die involvierten Firmen: Unter anderem sind Netflix, Spotify, Amazon und Microsoft so eng mit Facebook verknüpft, dass man auf den Plattformen Zugriff auf die eigenen Facebook-Daten hat. Insgesamt sollen es 150 Plattformen sein.
Die Reaktion von Facebook: Facebook weist die Vorwürfe nicht grundsätzlich zurück. Der Verantwortliche für Privatsphäre und Öffentlichkeitsarbeit bei Facebook, Steve Sutterfield, sagte, dass Facebook die Zustimmung der Nutzer nicht brauche. «Denn Facebook betrachtet die Partnerfirmen als Erweiterung seiner selbst.», sagt SRF-Digitalredaktor Peter Buchmann.
Die Reaktion der Partnerfirmen: Auch die Verantwortlichen der Partnerfirmen weisen den Vorwurf nicht grundsätzlich zurück. Allerdings sagen Netflix und Spotify, ihnen sei nicht bewusst gewesen, wie breit der Zugang gewesen sei, der ihnen von Facebook gewährt worden sei. Microsoft sagt, es habe mit den Daten Nutzerprofile erstellt, die geholfen hätten, Funktionen zu entwickeln. Für Werbung seien die Profile nicht verwendet worden. Laut eigener Aussage hat Microsoft diese Profile in der Zwischenzeit gelöscht.
Die Vorgeschichte: Seit den Wahlen in den USA von 2016 steht Facebook immer wieder in den Schlagzeilen. «Seit zwei Jahren tauchen ständig neue Vorwürfe gegen Facebook auf. Das Unternehmen reagiert immer gleich und gelobt Besserung», sagt Digitalredaktor Buchmann. Doch wenn die Vorwürfe zuträfen und Facebook wirklich den Partnerfirmen vollen Zugang zu den Nutzerdaten gewährt habe, dann habe Facebook damit eine rote Linie überschritten.
Facebooks grundsätzliche Haltung: Facebook fehle jegliche Einsicht. «Der Handel mit intimsten Nutzerdaten ist ethisch nicht vertretbar», sagt Buchmann. Doch Facebook sei nicht die einzige Firma, die keine Grenzen kenne. Auch Microsoft, Netflix, Spotify, Amazon und viele andere respektierten keine Einschränkungen. «Der Handel mit persönlichen Daten – alleine in den USA – ist ein Geschäft von 20 Milliarden Dollar im aktuellen Jahr», sagt Buchmann. Die US-amerikanische Politik könnte den Firmen mit Gesetzen Grenzen setzen. «Es ist allerdings offen, ob sie das tut», so Buchmann.
Image- und Rekrutierungsproblem: Seit Jahren wird Facebook von Skandalen erschüttert. Für Buchmann leidet mittlerweile nicht mehr nur das Vertrauen der Nutzer. Der Konzern hat auch ein Personalproblem: «Facebook gilt bei Hochschulabgängern nicht mehr als attraktiver Arbeitgeber.» Der Anspruch, mit einem sozialen Netzwerk die ganze Welt zu verbinden, klinge für viele Nachwuchstalente in der IT-Branche nicht mehr glaubwürdig. Von diesem Phänomen seien aber auch andere Firmen aus dem Silicon Valley betroffen, schliesst der SRF-Digitalredaktor.